Kopf Kunst+Kultur

Bild: Ulrich Ahrensmeier

Theater, Tanz, Performance

Grundfragen menschlicher Existenz

Aufführung in einer Kirche
Eine szenische Collage zu Martin Luther wurde 2009 in 36 Kirchen Niedersachsen gespielt. Bild: Andreas Hartmann

Theater verfügt über die Kraft, Ideen, Visionen und existentielle Erfahrungen lebendig werden zu lassen. Das geschieht in Symbolen, Ritualen und Prozessen, die sowohl die Sinne ansprechen als auch Sinn aufspüren und vermitteln.

Gemeinsame Basis von Kirche und Theaterschaffenden sind immer wieder Grundfragen menschlicher Existenz und moralische beziehungsweise ethisch und gesellschaftlich relevante Probleme der Gegenwart.

Projekte wie das von 1998 bis 2002 stattfindende internationale Festival „SCENA“ haben eine Annäherung und einen Dialog von Kirche und Theater angestoßen. Eine Scenencollage über Martin Luther ist 2009 in 36 Kirchengemeinden aufgeführt worden. Das Theaterstück „Die göttliche Odette“ , ein Projekt zur besseren Verständigung zwischen christlichen und muslimischen Jugendlichen, gastierte von Oktober 2007 bis Mai 2009 im Raum der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers sowie in Hamburg und Bremen. Die Jugendkirche Hannover hat in diesem Jahr unter dem Arbeitstitel „Die Reise ins Ungewisse“ ihre siebte Theaterproduktion gestartet.

Die Hanns-Lilje-Stiftung fördert pro Jahr mehrere Projekte zum Thema Theater und Theater im Kirchenraum. Ein Arbeitskreis „Kirche und Theater“, 1993 gesamtdeutsch neu gegründet, engagiert sich mit Festivals und Gesprächen an der Schwelle zwischen Kirche und Theater.

Ausdruck der eigenen Religiösität

In ihren ersten Jahrhunderten lehnte das Christentum Spiel und Tanz ab. Sie galten wegen ihrer Körperlichkeit als Anreiz zur Begierde. Doch einige Jahrhunderte später wurde das Theater als Verkündigungsspiel entdeckt. Zunächst spielte man die Ostergeschichte, dann andere biblische Stoffe, parallel zur Malerei als „Bibel der Armen“. Reformation und Gegenreformation nutzen das Spiel als Medium, das Volk von ihrer jeweiligen Haltung zu überzeugen.

Im 17. Jahrhundert entwickelten sich die Mysterienspiele oder Passionspiele. In den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg wurde mit kleinen Ensembles das „christliche Theater“ wieder belebt.

In Kirchengemeinden heute ist das darstellende Spiel präsent als Krippenspiel und zu anderen Zeiten des Kirchenjahres, als Spielszene im Vorstellungsgottesdienst der Konfirmanden und Konfirmandinnen, als Aufführung einer Jugendgruppe. Der Tanz hat als Liturgischer Tanz in Gottesdienste Einzug gehalten. Eine weitere Form des Spiels haben das biblische Rollenspiel und das Bibliodrama in die Gemeinden gebracht.

In all diesen Formen drücken Menschen ihre eigene Religiösität aus, erfahren sie und spüren ihr nach mit dem eigenen Körper. Mit großer persönlicher Leidenschaft arbeiten sie vor Ort in diesen Bereichen mit.

Buchtipp

Buch "Begegnung zwischen Kirche und Theater"

 

 

 

Julia Helmke, Klaus Hoffmann (Hg.): Begegnungen zwischen Kirche und Theater - Impulse, Dialoge und Projekte
ISDN 978-3-86863-082-4

Das Buch beinhaltet Beiträge einer gemeinsamen Tagung zu „Theater in Kirchen und um Kirche herum“ des Arbeitskreises Kirche und Theater in der EKD e.V. mit dem Arbeitsfeld „Kunst und Kultur“ der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers.

E-wie-evangelisch

Gott sei ein leidenschaftlicher Schauspieler, bemerkt Wolfgang Ludwig.

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