Bild: Ulrich Ahrensmeier

Kunst & Kirche(nraum)

Was Worte nicht sagen können

„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern sie macht sichtbar“ (Paul Klee). Bildende Kunst lässt eine Ahnung aufkeimen: Es gibt etwas, was wir auf den ersten Blick nicht wahrnehmen. Bilder, Skulpturen, Installationen, Videos eröffnen die Sicht hinter die Kulissen, auf eine andere Dimension, in eine fremde Welt. Und: Künstlerinnen und Künstler stellen in ihren Werken existentielle Fragen. Lebensbedingungen oder die Achtung vor dem Leben werden pointiert.

Hier liegen die Berührungspunkte zwischen Kunst und Religion und zwischen Kunst und Kirche. Der Verweis auf eine andere Perspektive ist einer der Punkte. Der Verweis auf die Fremdheit Gottes ein zweiter. Der Anstoß, den Wert des Lebens und des einzelnen Wesens nicht außer Acht zu lassen ein Dritter. Indem die Kunst, biblisch gesprochen, Licht und Salz ist, erinnert sie die Kirche an ihren Auftrag.

Ein weiterer Berührungspunkt: Kunst ist Ausdruck schöpferischer Kraft und insofern Ausdruck des Menschen als Ebenbild Gottes.

Der gemeinsame Blick über die Wirklichkeit hinaus

Kunst war in der Geschichte der Kirche lange eine „Magd der Kirche“. Ihre Aufgabe war es, christliche Tradition auszulegen. Nicht selten wurde sie dabei von weltlichen Herrschaftsansprüchen in den Dienst genommen. Es galt eine göttliche Legitimation des Machtanspruches künstlerisch zu bestätigen. Seit der Aufklärung sind Kunst und Kirche getrennte Wege gegangen. Die Kunst hat die Freiheit gewonnen, das „Andere“ mit ihrer eigenen Sprache auszudrücken.

Künstlerinnen und Künstler sprechen mit ihren Formen und Farben, manchmal irritierend, hier und da ermunternd, mitunter amüsant. Mit dem Blick beider über das Gewohnte, über das Reale hinaus bietet sich der Dialog von Kunst und Kirche an.

Vermehrt öffnen sich Kirchen als Orte für Ausstellungen oder Installationen. Vielfach ist der Raum nicht bebildert worden, sondern insgesamt künstlerisch gestaltet. Kunst und Kirche begegnen sich in diesen Räumen. Berührungspunkte und Unterschiede werden erkennbar.

Raum und Kunst bedingen einander. Die Werke oder die Gestaltungen, als Gast oder als fester Bestandteil, können den Besucherinnen und Besuchern eine neue Wahrnehmung des Kirchenraums ermöglichen. Im Gegenzug ruft der Kirchenraum andere Reaktionen auf die Werke hervor als eine Galerie. Die Kunstwerke treffen auf einen von geistlicher Tradition geprägten Raum.

Kunst im Kirchenraum ist ein wichtiger Bestandteil, um auch räumlich glauben zu können und Gottesdienst mit allen Sinnen zu erfahren. Das, was durch Worte nicht sagbar ist, wird in der Kunst sichtbar.

E-wie-evangelisch

Vergleiche zwischen Museen und Kirchen zieht Julia Helmke.

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