Kopf Kunst+Kultur

Bild: Ulrich Ahrensmeier

Das Leben feiern

Aufbruch in ein neues Leben

Eine Knospe entfaltet sich
Bild: Klaus-Uwe Nommensen

Die Kirche ist dunkel, nur der Lichtschein einer großen Kerze. In die Dunkelheit hinein dringt der Ruf „Christus, Licht der Welt“. „Warum ist diese Nacht ganz anders als alle anderen Nächte?“ wird gefragt. Anschließend verteilt sich das Licht der großen Kerze auf die Kerzen von Gottesdienstbesuchern und -besucherinnen. „Ehre sei Gott“ und „Halleluja“, während der Passionszeit verstummt, erklingen wieder.

Der Gottesdienst in der Osternacht galt in der frühen Kirche als der bedeutendste des ganzen Jahres. Mit seinen Riten, Zeichen, Texten und Gesängen feiert die Gemeinde den Aufbruch aus Trauer und Tod ins Leben, spürt der Grundhoffnung des christlichen Glaubens nach. Auf den Tod folgt die Auferstehung, aus Verzweiflung wird Hoffnung, aus Trauer wird Freude.

Die biblischen Lesungen erzählen vom Aufbruch und der Befreiung des Volkes Israel aus der Unterdrückung in Ägypten und von der Auferstehung Jesu. Für die ersten Christen war diese Nacht der Ort, an dem getauft wurde. Heute wird, wenn keine Taufe zu feiern ist, an die Taufe erinnert, an den Aufbruch in ein neues Leben.

Die Feier des Lebens wird in vielen Gemeinden fortgesetzt durch ein gemeinsames Osterfrühstück.

Mitten in Hunger und Krieg
feiern wir, was verheißen ist:
Fülle und Frieden.
Mitten in Drangsal und Tyrannei
feiern wir, was verheißen ist:
Hilfe und Freiheit.
Mitten in Zweifel und Verzweiflung
feiern wir, was verheißen ist:
Glauben und Hoffnung.
Mitten in Furcht und Verrat
feiern wir, was verheißen ist:
Freude und Treue.
Mitten in Hass und Tod
feiern wir, was verheißen ist:
Liebe und Leben.
Mitten in Sünde und Hinfälligkeit
feiern wir, was verheißen ist:
Rettung und Neubeginn.
Mitten im Tod, der uns von allen Seiten umgibt,
feiern wir, was verheißen ist
durch den lebendigen Christus.

Weltkirchenkonferenz in Vancouver 1984