Kopf Kunst+Kultur

Bild: Ulrich Ahrensmeier

Predigt

Gemeinsam auf dem Weg mit dem Bibeltext als Orientierung

Kanzel
Bild: Klaus-Uwe Nommensen

Viele evangelische Christen gehen der Predigt wegen in die Kirche. Für sie ist die Predigt immer noch der Höhepunkt des Gottesdienstes. Liturgisch gesehen ist sie jedoch ein Teil der Feier, eingebettet und auch bestimmt vom Thema des Sonntags, den Lesungen, den Gebeten, den Liedern.

Die Erwartungen an eine Predigt sind dementsprechend hoch. Doch ein Prediger oder eine Predigerin kann nicht alle Ansinnen erfüllen. Zu verschieden sind die Menschen in den Bankreihen, zu verschieden das, was sie gerade bewegt. Da bleibt am Ende manche Predigt bei einigen wirkungslos, lässt auf das baldige Amen hoffen.

Einige erwarten gewiss die alte Sprache, die gängigen Formeln. Sie haben für sie eine Bedeutung. Andere wünschen sich nicht immer wieder die gleichen zu erwartenden Begriffe. Wie kann es also Predigerinnen und Predigern gelingen, Menschen mit ihren Worten anzusprechen und ihre Sinne und Herzen offenzuhalten?

Das einfache Antependium (der textile Behang) an der Kanzel einer kleinen emsländischen Kapelle weist sowohl die Menschen vor der Kanzel als auch den Menschen auf der Kanzel auf die Situation der Predigt hin. Die Bibel erzählt: „Herr, hier bin ich“ haben Menschen geantwortet, wenn sie Gottes Stimme gehört haben. Den einen also bedeutet das Antependium: Ihr seid hier, um von Gott etwas zu hören. Dem oder der Anderen weist es die Rolle als Botschafter Gottes zu.

Da ist die Geschichte Gottes und seiner Offenbarung für Menschen, von der die Bibel berichtet, also der biblische Predigttext, der Rückblick. Demgegenüber sitzen die Menschen mit der Hoffnung auf Gott in ihrem Leben, auf einen Ausblick. Mittendrin, also mit ihnen der Predigende mit seiner Person und seiner Sprache. Gemeinsam können sie sich eine Viertelstunde auf den Weg machen, nach dem Weg fragen, den Bibeltext als Orientierung.

Immer wieder wird in unserer Kirche an Formen und Sprache der Predigt gearbeitet. Es wird die Stimmigkeit von Person und Wort in den Blick genommen. Die Frage nach Aktualität und politischer Stellungnahme wird diskutiert. Es wird mit verschiedenen Formen bis hin zu Kunstformen experimentiert. Und das alles, damit die Predigt so etwas wie Schwarzbrot sei, um Hunger nach dem Wort, Hunger nach Wegweisung und Orientierung, nach Glauben und Spiritualität zu wecken und zu stillen.

E-wie-evangelisch

Johannes Taig wünscht sich eine Predigt, die alle Sinne anspricht und ihn beim Hören wieder Bilder sehen lässt oder einen ganzen Film.

e-predigt