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Bild: Ulrich Ahrensmeier

Liturgie und Raum

Kirchen sind Lebensräume

Eine Frau sitzt in der Kirche
Zwischen Kirchenraum und Menschen wächst eine enge Beziehung. Bild: Jens Schulze

Ob Hauskirche, Dorfkirche oder Kathedrale, der Raum hat seinen Namen von denen, die sich darin versammeln: Kirche. Sie wiederum benennen sich nach Christus, ihrem Herrn. In dem Wort Kirche steckt das griechische Wort „kyrios“ (Herr).

Kirchenraum und Menschen stehen in enger Beziehung zueinander. Menschen geben ihrem Glauben und ihrem Leben Raum: ihrer Freude, ihrer Trauer, ihrer Angst, ihrer Suche nach Geborgenheit, ihrem Mut, ihrem Vertrauen, ihrer Hoffnung.

Doch Architektur und Einrichtung, Atmosphäre, Bilder, Klänge, Worte und Gesten sind andere als die im Alltag der Menschen. Sie bergen Vertrautes und Fremdes, auch Geheimnisvolles.

Der Kirchenraum verbindet Generationen von Menschen. Seit es den jeweiligen Raum gibt haben Menschen Spuren in ihm hinterlassen: ihre Gebete, ihr Lachen, ihre Tränen, ihre Sprachlosigkeit oder ihre Mitteilungsfreude. In alten Kirchen zeugen Grabsteine, Bilder oder Namenstafeln davon. Heute sind in einigen Kirchen Taufbäume zu entdecken oder auch Tafeln, auf denen die Namen derer vermerkt sind, die im laufenden Jahr geboren, getauft, verheiratet oder verstorben sind. Und vermehrt zeugen auch in evangelischen Kirchen entzündete Kerzen von Menschen, die bitten, danken oder ringen.

Gott überrascht an irdischen Orten

Bereits auf den ersten Seiten der Bibel erzählen die hebräischen Schriftsteller von einem Reisenden, der Ruhe sucht: Jakob legt sich abends müde unter freiem Himmel nieder. Als Kopfkissen bietet sich nichts anderes als ein harter Stein. Nachts träumt er von einer Leiter, von Engeln, die in den Himmel tragen, was ihn beschwert. Von dort hört er im Traum eine Stimme. Am nächsten Morgen markiert er mit einem Stein diesen Ort und nennt ihn „Haus Gottes“. Jakob gesteht: Ich wusste nicht, dass Gott hier zu treffen ist.

Jahrhunderte später wird wieder von einem Mann erzählt, dem Angst und Schuld im Nacken sitzen: Elia. Resigniert und müde sucht er Ruhe in der Wüste. Dort bekommt er Wegzehrung gebracht mit der Nachricht: „Steh auf und iss, du hast einen weiten Weg vor dir.“

Gott begegnet, überrascht, stärkt und spricht an irdischen Orten. Diese Orte wurden von Menschen markiert und beinhalten die Hoffnung: Hier ist Gottes Nähe.

Steinerne Zeugen des Glaubens

Was Menschen wichtig war in ihrem Glauben und für ihr Leben, hat den Bau ihrer Kirchen bestimmt.

Die einen haben einen Thronsaal abgebildet, die Reihen hintereinander, der Altar erhöht. An die Stelle des Thrones wurde der Altar gesetzt: Nicht von menschlichem Machtgebaren ducken wir, sondern erwarten Gott als König, der aufrichten und „alle Tränen abwischen“ wird.

Andere haben ihre Kirchen rund gebaut, die Sitzordnung in einem Kreis mit dem Altar: Hier feiern wir als Gemeinschaft und Gott ist in unserer Mitte.

Viele Kathedralen sind gebaut worden, hoch hinaus mit den Wänden, doch filigran und leicht, von Licht durchflutet: eine Ahnung von der erwarteten Stadt Gottes unter den Menschen.

Manche Kirchen gleichen einem Zelt. Trotz fester Mauern bekennen sie: Gott ist nicht an feste Orte gebunden, und Glauben bedeutet immer wieder Aufbruch und neue Wege.

Dagegen haben Menschen auch Kirchen gebaut, die eher einer Burg gleichen oder gar als Trutzmauern gedacht waren. Gegen alle Gefahren vertrauen wir: „Ein feste Burg ist unser Gott“ (EG 362)

Liturgie ist Wechselspiel zwischen Menschen und Raum

Das Wechselspiel zwischen den Menschen und den Räumen, zwischen den „lebendigen Steinen“ und den gemauerten Steinen sowie die Hoffnung auf Gottes Nähe findet auch seinen Ausdruck in dem, was im Gottesdienst geschieht. Die Liturgie, die Gesänge und Gebete lassen zu Gott tragen, was freut oder beschwert, und vom Himmel etwas bringen, das stärkt und ermutigt, Wegzehrung und die Zusage Gottes: „Ich werde bei dir sein, wohin du auch gehst“.

E-wie-evangelisch

Susanne Niemeyer stellt sich in einer Kirche vor: die Wände haben jedes Wort bewahrt, jedes Seufzen, jeden Wimpernschlag, nichts sei verloren.

e-kirchen

Ein notwendiges Amt

Der Küster oder die Küsterin sorgt durch seinen oder ihren Dienst für die äußeren Voraussetzungen des gottesdienstlichen Lebens im Alltag der Kirchengemeinde. Ansprechbar für diese Berufsgruppe ist die Küstervereinigung in der Landeskirche.

Küstervereinigung

Kirchenpädagogik am Religionspädagogischen Institiut Loccum

Neben Fort- und Ausbildungs- veranstaltungen werden zahlreiche  Materialien zur Verfügung gestellt.

Materialien zur Kirchenpädagogik