Der Reichtum der Gaben

Die Gemeinde feiert den Gottesdienst. Das heißt: Gemeindeglieder können und sollen mit der Vielfalt ihrer Gaben, ihrer Fähigkeiten und Erkenntnisse die Gottesdienste mitgestalten und sie so bereichern. Auf diese Weise wird auch unsere lutherische Überzeugung vom Priestertum aller Gläubigen ausgedrückt, das Menschen durch ihre Taufe erlangen. Auch sie sind mit dem Amt der Verkündigung betraut.
Der Reichtum der Gaben äußert sich bereits in ihrem Gesang, in den Chorälen und in ihren Antwortgesängen (Halleluja und Amen) auf das Gehörte und Erfahrene. Die versammelten Menschen stimmen ein in das Gebet mit dem Ruf „Herr, erbarme dich“.
Hinzu kommen besondere musikalischen Gaben: Die Stimme im Kirchenchor, das Blasen im Posaunenchor, das Spiel auf der Flöte, mit der Gitarre oder einem anderen Instrument. Auch Teile der Liturgie können übernommen werden, die einem Vorsänger oder einer Vorsängerin zugedacht sind.
Andere können gut vorlesen. Sie können Lesungen im Gottesdienst übernehmen. Die nächsten haben gestalterische Fähigkeiten. Sie können den Raum herrichten, haben Freude daran, den Altar zu schmücken. Einige können Texte der Fürbittengebete formulieren und vortragen. Menschen mit darstellerischen Gaben können Anspiele für den Gottesdienst vorbereiten und einbringen.
An der Gestaltung des Gottesdienstes Interessierte treffen sich regelmäßig, formulieren anhand der Lesungs- und Predigttexte Themen für die einzelnen Sonntage, setzen inhaltliche Schwerpunkte oder Marken für besondere Gottesdienste. Hier können auch die Konfirmandinnen und Konfirmanden beteiligt werden.
Auch die Predigt kann mit Beteiligung verschiedener Gaben und Fähigkeiten entstehen. Eine Gruppe trifft sich mit dem Pastor oder der Pastorin, um gemeinsam den Bibeltext mit seiner damaligen und heutigen Aktualität zu entdecken. Daraus kann eine Dialogpredigt entstehen.
Lektorinnen und Lektoren gestalten und leiten Gottesdienste in ihren Kirchengemeinden. Im Blick auf die Predigt orientieren sie sich an einer so genannten »Lesepredigt« und machen sie sich zu Eigen. Prädikantinnen und Prädikanten verantworten einen Gottesdienst mit einer selbstverfassten Predigt.
Zu beachten sind jedoch die Rollen im Gottesdienst. Es sollte deutlich sein, wer die Leitung hat. Die Struktur des Gottesdienstes muss erkennbar sein: Wer begrüßt, wer betet vor, wer singt, wer liest, wer ist mit der Austeilung der Abendmahlsgaben betraut.