Kirchliches Leben in all seinen Formen vermitteln
Im Bereich der hannoverschen Landeskirche leben etwa 3.000 gehörlose Gemeindeglieder; ihre Sprache ist die Deutsche Gebärdensprache (DGS). Viele Vorgänge der hörenden Welt bleiben gehörlosen Menschen unverständlich – ihr Wortschatz umfasst im Durchschnitt nur ein Viertel dessen, worüber Hörende verfügen können. Zudem ist die Gebärdensprache visuell aufgebaut, ganz anders als die deutsche Lautsprache. Es ist daher notwendig, gehörlosen Gemeindegliedern kirchliches Leben in allen seinen Formen in ihrer eigenen Sprache zu vermitteln. Dieser Aufgabe stellen sich Pastorinnen und Pastoren mit einer zusätzlichen Ausbildung in Gebärdensprache: Zurzeit sind zwei Hauptamtliche in Hannover und Osnabrück tätig, jeweils unter anderem in acht sogenannten Gebärdengemeinden; eine Pastorin der Reformierten Kirche ist für die Arbeit in vier ostfriesischen Gemeinden verantwortlich; zwei Ehrenamtliche in jeweils einer weiteren Gebärdengemeinde.
Zu den Kernaufgaben der Gehörlosenseelsorge gehört die seelsorgliche Begleitung gebärdender Menschen und ihrer Angehörigen; sie geschieht bei Besuchen im Zusammenhang mit Kasualien oder in Lebenssituationen, die besondere Begleitung erfordern. Eine weitere, bedeutende Herausforderung ist die Aufgabe, zukünftig mehr gebärdenkompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszubilden. Um dem Anspruch der Inklusion gerecht zu werden, muss zukünftig auf allen kirchlichen Ausbildungsfeldern Basiswissen über Hörschädigung und Gehörlosigkeit vermittelt werden.
Bei einer steigenden Zahl von hörgeschädigten Menschen müssen Pastorinnen und Pastoren ebenso wie Diakoninnen und Diakone und alle anderen Mitarbeitenden innerhalb der Landeskirche aber nicht nur über Grundkenntnisse der speziellen Lebenssituation sowie der Kommunikationsbedingungen hörgeschädigter und gehörloser Menschen verfügen, sondern auch auf die speziellen Angebote der Hörgeschädigtenseelsorge zurückgreifen können.
im Zentrum für Seelsorge