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Migration

Kinder unterschiedlicher Herkunft verstecken sich hinter einer Tischkante
Jeder ist fremd in fast jedem Land. Bild: Jerzy Sawluk / pixelio.de

Kirche und Diakonie engagieren sich in Anwaltschaft für die Fremden für die Integration der 14 Millionen in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund.

Die Frage, wie das Zusammenleben mit den Menschen anderer Herkunft gegenwärtig und künftig gestaltet werden muss, ist dringlicher denn je. Migration und Fremdheit gehören zu den Grunderfahrungen des Glaubens. Diese wesensmäßige Nähe zu Fremden verpflichtet Kirche und ihre Diakonie zur Solidarität mit den Migrantinnen und Migranten.

Toleranz bedeutet nicht Gleichgültigkeit, sondern will das Zusammenleben höchst unterschiedlicher einander ausschließender weltanschaulicher Bindungen und religiöser Bekenntnisse in gegenseitigem Respekt ermöglichen. Eine integrationsbereite und integrationsfähige Gesellschaft benötigt Kenntnisse über die kulturellen und religiöse Minderheiten in ihrer Mitte. Dafür sind aktiver Dialog, Austausch und Auseinandersetzung nötig. Integration ist nicht nur ein wechselseitiger sondern auch kontinuierlicher Prozess.

Ziel einer umfassenden Integrationspolitik muss es sein, dass Zuwanderinnen und Zuwanderer gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben und dass Chancengleichheit erhalten wird. Dabei sind alle Bereiche – Arbeitsmarkt, Bildung, Sprache, Kultur, soziale, rechtliche und politische Integration – einzeln und in ihrer Wechselwirkung zu fördern. Recht auf Teilhabe und Menschenwürde haben auch die nicht dauerhaft hier Lebenden. Diakonie will dazu beitragen, Deutschland als weltoffenes Land mit einem Klima von Akzeptanz und Toleranz zu gestalten und das Zusammenleben aller Menschen unabhängig von ihrer nationalen kulturellen, religiösen Identität zu fördern.

Integrationsangebote ausbauen, nicht einschränken

Grundlage kontinuierlicher und systematischer Integrationsförderung, wie sie von der Diakonie in den Migrationsfachdiensten und den gemeinwesenorientierten Integrationsprojekten geleistet wird, sind bedarfsorientierte Angebote, unter Einbeziehung von Zugewanderten und mithilfe von qualifiziertem Personal in der Beratung und Begleitung. Bund und Länder dürfen sich hier ihrer Verantwortung nicht entziehen. Diakonie will ein flächendeckendes Angebot, damit alle Zuwanderer Zugang zu den Beratungsangeboten erhalten. Das neue Zuwanderungsgesetz setzt den Schwerpunkt auf die Bereitstellung von Integrationsangeboten für Neuzuwanderer. Angesichts der Integrationsdefizite von sich bereits länger in Deutschland aufhaltenden Menschen mit Migrationshintergrund gilt es jedoch, die Beratungsangebote zu sichern und auf den tatsächlichen Bedarf auszuweiten.

Chancengleichheit, soziale Gerechtigkeit, bürgerschaftliche Mitverantwortung sind Grundwerte unserer Gesellschaft. Ziel einer modernen Integrationspolitik ist es, Migrantinnen und Migranten eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Integration ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess, der jeden Einzelnen, wenn auch in unterschiedlichem Maße, betrifft. Integration ist weder ausschließlich Privatsache, noch eine allein vom Staat zu bewältigende Aufgabe. Gelingen kann sie nur als zivilgesellschaftlicher Prozess, der sich auf gesellschaftliches Engagement und die Institutionen stützt, auch der Diakonie.

Integration setzt gleichberechtigte Zugangsmöglichkeiten zu allen zentralen Bereichen der Gesellschaft zu Arbeit, Bildung und Ausbildung, einem gemeinsamen Wertediskurs, Wohnen und den Angeboten sozialer Dienstleistung, zu politischen, kulturellen und Freizeitaktivitäten voraus. Der Erwerb ausreichender deutscher Sprach- und Kulturkenntnisse stellt einen Schlüssel zur Integration dar. Angebote im Bereich der Integrationskurse (Deutschsprachkurse und Orientierungskurse) können aber nur dann zum Ziele führen, wenn sie mit Integrationsmaßnahmen in den Bereichen der schulischen und beruflichen Qualifizierung und sozialen Beratung und Begleitung verzahnt werden.

Quelle

 Grundsatzposition des Diakonischen Werkes der EKD: Migration und Flucht