Startseite Archiv Nachricht vom 09. März 2022

Neue Pastorin in der Kirche der Stille/ Schnuppertag für Interessierte

Die vollständige Darstellung von Archivmeldungen befindet sich noch im Aufbau. Schauen Sie in Kürze noch mal vorbei!

Sanft schlägt Pastorin Christine Tergau-Harms mit dem filzbezogenen weißen Klöppel gegen die große goldglänzende Klangschale. Der langgezogene, schwingende Ton verklingt langsam in dem hohen Kirchenraum. 15 Menschen sitzen still auf runden Kissen oder kleinen Holzbänkchen. Es ist Montagabend, 19 Uhr. Die Pastorin hat soeben das wöchentliche Meditationstreffen eröffnet, bei dem die Teilnehmenden sich im hannoverschen „Stadtkloster – Kirche der Stille“ zu einem „Gebet der Ruhe“ versammelt haben. In der folgenden Stunde üben sie das Schweigen im Sitzen und Gehen, hören kurze Texte, beten mit Gebärden und Worten und lernen, achtsam ihren Körper zu spüren.

Dort, wo Pastorin Tergau-Harms arbeitet, ist es oft still. Seit rund 100 Tagen ist die Theologin jetzt Pastorin in der Kirche der Stille auf dem Kronsberg. Sie führt das besondere Projekt weiter, das die Landeskirche Hannovers 2014 als Pilotvorhaben gestartet und jetzt zu einem dauerhaften Bestandteil der hannoverschen Kirchenlandschaft gemacht hat. „Die Menschen heute suchen nach neuen Formen spiritueller Angebote“, sagt die 58-Jährige. „In der christlichen Tradition gibt es eine Praxis der ganzheitlichen Spiritualität und Mystik, auch wenn das lange in Vergessenheit geraten ist.“ An diese Tradition anzuknüpfen und sie heutigen Menschen zugänglich zu machen, hat sie sich zum Ziel gesetzt. Eine Ausbildung als Lehrerin für achtsamkeitsbasierte Stressreduktion ist dafür eine gute Voraussetzung. „Achtsamkeit ist heute fast ein Schlagwort geworden“, weiß die Pastorin. „Ich verstehe darunter die Fähigkeit, im gegenwärtigen Moment präsent zu sein, sich körperlich zu spüren und die eigenen Gedanken und Gefühle wahrzunehmen. Selbst im größten Trubel kann so innere Ruhe entstehen.“ 

Dass Achtsamkeit, stilles Sitzen, Schweigen und Körperwahrnehmung geduldig geübt werden müssen, weiß Tergau-Harms. In der Kirche der Stille finden Menschen ungeachtet ihrer Glaubenseinstellung dazu reichlich Angebote. „Coronabedingt können wir erst jetzt wieder Seminare, Workshops oder Themenabende anbieten“, sagt die Pastorin. So lädt sie am Sonnabend, 12. März, zu einem kostenlosen „Schnuppertag“ von 10 bis 13 Uhr in die Kirche der Stille ein, bei dem Interessierte verschiedene Formen der Meditation, Stille- und Körperübungen kennenlernen und auch ausprobieren können. Wer tiefer einsteigen will, kann dann an weiterführenden Angeboten wie „Herzensgebet“, „Meditatives Singen“, „Stressbewältigung durch Achtsamkeit“ oder „Handauflegen“ teilnehmen. 

Neben einem langjährigen Stammpublikum will Tergau-Harms auch Menschen ansprechen, die bisher wenig Berührung mit Stille und Meditation hatten. 

„Auch Kita-Mitarbeitende ohne größere Erfahrung mit Stille und Schweigen waren bei einer Fortbildung bald von der erholsamen Wirkung der Übungen überrascht“, berichtet sie. Doch natürlich bedeute Stille und Schweigen manchmal auch die Konfrontation mit ungeliebten Gefühlen wie Ängsten oder Ärger, weiß die Pastorin, die zusätzlich als Sozialtherapeutin, Supervisorin und Coach qualifiziert ist. Hier mit Gespräch und Anteilnahme zu begleiten, gehöre für sie zu ihren Aufgaben dazu. Perspektivisch will Tergau-Harms das Programm der Kirche der Stille noch um Klangabende, Vorträge und Tages-Retreats erweitern. „Solche Angebote dienen als kleine Auszeiten vom Alltag zum Kraftschöpfen“, sagt sie. „Dabei können die Teilnehmenden verschiedene meditative Zugänge erleben wie beispielsweise Schreibmeditation oder Pilgern.“ 

Als ehemalige Mitarbeiterin des Michaelisklosters in Hildesheim, dem landeskirchlichen Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik, ist die Theologin in der Kirche gut vernetzt und in der Gestaltung von besonderen meditativen Angeboten erfahren. „Meine Spezialität war die kleine Form, die Andacht mit Gebetsgebärden, die Meditation mit Körperwahrnehmung oder das von Stille umgebene einzelne Bibelwort“, sagt die Pastorin. Ihre meditative Ausrichtung wird Tergau-Harms auch in ihre Gottesdienste einbringen. Die Kirche der Stille ist gleichzeitig auch Kirchort der St.-Johannis-Gemeinde Bemerode, in der noch zwei weitere Pastoren und eine Pastorin arbeiten. So lädt Tergau-Harms beispielsweise am Gründonnerstag nach dem Tischabendmahl zu einer Meditationsnacht ein, bei der die Kirche die ganze Nacht „zum Wachen und Beten“ geöffnet ist. „Interessierte können auch nur stundenweise kommen und wenn jemand sich zwischendurch schlafen legt, ist das durchaus in Ordnung“, sagt die Pastorin. „Denn Selbstfürsorge gehört auch zur Achtsamkeit.“

Bildunterschrift: Die neue Pastorin in der Kirche der Stille, Christine Tergau-Harms, lädt Interessierte zu Meditation und Stille ein. Foto: Sabine Dörfel

Information: Für den Schnuppertag am Sonnabend, 12. März, können sich Interessierte auf der homepage der Kirche der Stille unter http://www.kirche-der-stille-hannover.de anmelden.

Der Evangelisch-lutherische Stadtkirchenverband Hannover ist der Zusammenschluss von 60 Kirchengemeinden in Hannover, Garbsen und Seelze. Er repräsentiert damit rund 170 000 Gemeindemitglieder. Verbunden mit dem Stadtkirchenverband sind weitere Einrichtungen wie das Diakonische Werk Hannover gGmbH, der Stadtjugenddienst, Kindertagesstätten, die Stadtakademie,  Krankenhaus-, Telefon- oder Gefängnisseelsorge. Der Stadtkirchenverband wird von Haupt- und Ehrenamtlichen über die Gremien des Stadtkirchenvorstandes und des Stadtkirchentages geleitet. Zum Leitungsteam gehören der Stadtsuperintendent, die Superintendentin und zwei Superintendenten. 

Öffentlichkeitsarbeit im Stadtkirchenverband Hannover/ Sabine Dörfel