Startseite Archiv Nachricht vom 12. November 2021

Pastor Arnim Hermsmeyer aus Syke verstärkt zukünftig das Schulseelsorgeteam des RPI Loccum

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Loccum. „Auch als Seelsorger kann ich nicht in die Menschen hineinsehen“, so Arnim Her-msmeyer. „Jeder Mensch ist für mich erstmal eine Black Box.“ Zukünftig wird Her-msmeyer, Pastor an der BBS Syke, neben seiner Arbeit an der Schule das Schulseel-sorgeteam des Religionspädagogischen Instituts Loccum verstärken und mithelfen, andere Lehrkräfte zu Schulseelsorger*innen auszubilden. 

Ein Jahr dauert die Qualifizierung zum Schulseelsorger oder zur Schulseelsorgerin, daran teilnehmen kann jeder, der Religion unterrichtet, egal ob Lehrkraft, Diakon oder Pastorin. Mehrfach kommen die angehenden Schulseelsorger*innen für Semina-re nach Loccum und lernen dort, wie sie hilfreiche Gespräche mit Menschen nicht nur in Krisensituationen führen und welche Ideen und Methoden dabei nützlich sind. Wer möchte, kann sich im Anschluss als Schulseelsorger*in beauftragen lassen. 

Verantwortet wird diese Ausbildung vom Schulseelsorgeteam der Landeskirche, zu dem neben der RPI-Dozentin Bettina Wittmann-Stasch auch Almut Künkel, Astrid Lier und bis zum kommenden Sommer Hartmut Talke gehören. Talke, Schulpastor an der BBS Rotenburg, geht dann in den Ruhestand, der 46-jährige Arnim Herms-meyer rückt für ihn nach.
Wie Bettina Wittmann-Stasch haben auch die vier anderen eine mindestens dreijäh-rige systemische Ausbildung. Systemisches Denken sieht Menschen immer im Gefü-ge ihrer verschiedenen Bezugssysteme – zum Beispiel in der Familie, in der Schule, auf der Arbeit. Konflikte werden nicht nur als individuelles Problem interpretiert, sondern immer im Zusammenhang eines solchen Gesamtsystems gesehen. Ziel der Systemischen Beratung ist es, gemeinsam nach Lösungen und Handlungsoptionen zu suchen. Dabei geht es weniger darum, nach Gründen oder Motiven zu fragen, sondern Menschen entscheidungsfähig zu machen. Arnim Hermsmeyer weiß: „In schwierigen Situationen sehen Menschen alles oft nur noch schwarz-weiß. Hier möchte ich ihnen helfen, ihr Leben wieder selbst zu gestalten.“ 

Das Denken in (Beziehungs-)Systemen ist es, das auch die Schulseelsorgeausbildung prägt: „Klar, wenn Schüler*innen ein Problem haben, dann suchen sie Hilfe und wol-len Rat. Aber eigentlich sind sie ja selbst die Expert*innen für ihr eigenes Leben und haben die Lösung in sich. Als Schulseelsorgerin bin ich im Grunde nur Geburtshelfe-rin“, so beschreibt es Astrid Lier, Schulpastorin an der BBS Springe. 

Und Hartmut Talke erzählt: „Ich weiß noch, als ich beim Einkaufen an der Käsetheke mal eine Frau traf, die frisch verwitwet war. Und ich habe sie bewusst nicht gefragt: Wie geht es Ihnen?, sondern: Wie kriegen Sie das hin? Denn das hat ihr ermöglicht, Geschichten des Gelingens zu erzählen.“
Die Erfahrung lehrt, dass die Schüler*innen gerade bei heiklen Themen wie Sterben, Tod, Suizid gerne den Rat der Schulseelsorger*innen in Anspruch nehmen. „Als Schulseelsorgerin und Schulpastorin bin ich so etwas wie ein bunter Papagei“, be-schreibt es Bettina Wittmann-Stasch, die selbst einige Jahre als Schulpastorin an der BBS II in Göttingen gearbeitet hat. „Irgendwie falle ich im System Schule auf. Und das ist auch gut so.“ Es seien gerade die Schulseelsorger*innen, die sich für die Schulatmosphäre insgesamt und zugleich für die Wahrnehmung jedes einzelnen Mitglieds, vom Schüler über die Kollegin bis hin zur Reinigungskraft, zuständig fühlen. Almut Künkel, die bis zum Sommer Schulpastorin an einem Gymnasium in Buchholz in der Nordheide war, erinnert sich: „Einmal kam ein Kollege in der Schu-le auf mich zu und sagte: Du musst jetzt bitte irgendwas Sinnstiftendes machen.“
Mehr als 400 Schulseelsorger*innen aus ganz Niedersachsen hat das Loccumer Schulseelsorgeteam in den vergangenen zehn Jahren ausgebildet. Almut Künkel ist begeistert von der Resonanz, auf die dieses Angebot stößt: „Ich bin sehr angetan da-von, wie viel Zeit und Ressourcen Lehrkräfte investieren, um diese Ausbildung zu machen. Und es ist auch toll zu sehen, wie sehr die Landeskirche das unterstützt und fördert.“

Dr. Marc Wischnowsky, als Oberkirchenrat in der Landeskirche Hannovers zustän-dig für die Schulseelsorge, unterstreicht: „Die Evangelische Schulseelsorge trägt we-sentlich zur Schulkultur bei. Gerade die Pandemie hat uns ja allen nochmal be-wusstgemacht, wie sehr Schule gemeinsamer Lern- und Lebensraum ist. Schulseel-sorger*innen bereichern das Kollegium einer Schule als Religionskräfte mit einer besonderen Zusatzfortbildung. Als Landeskirche sind wir für dieses Engagement vieler Menschen und für die Arbeit des Fortbildungsteams außerordentlich dankbar. Deshalb freuen wir uns über die Verstärkung durch Pastor Arnim Hermsmeyer, der reichlich schulische Erfahrung und eine solide seelsorgliche und systemische Aus-bildung mitbringt.“

Öffentlichkeitsarbeit im RPI Loccum