Startseite Archiv Nachricht vom 21. Januar 2019

Minusgrade: Helfer fordern mehr Wohnraum für Obdachlose

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Hannover/Bremen. Angesichts der kälteren Temperaturen verschärft sich auch die Lage der Obdachlosen. Experten der Wohnungslosenhilfe in Niedersachsen und Bremen haben erneut mehr Wohnraum für die Betroffenen gefordert. Angebote wie ein Kältebus oder das kostenlose Fahren in öffentlichen Verkehrsmitteln seien zwar hilfreich, reichten aber nicht aus, sagte Bremens Landesdiakoniepastor Manfred Meyer dem epd. Obdachlose seien durch das jahrelange Leben auf der Straße häufig erkrankt. "Bei diesen Temperaturen werden sie oft noch kränker."

Auch Norbert Herschel von der Zentralen Beratungsstelle Wohnungslosenhilfe der Diakonie in Hannover nannte den Wohnungsmarkt als Hauptproblem. Wie bundesweit sei auch in Hannover zu erwarten, dass die Zahl der Obdachlosen in den kommenden Jahren steige. In der Landeshauptstadt leben seinen Schätzungen zufolge etwa 400 Menschen auf der Straße und rund 4.000 Menschen seien ohne Wohnung. Erst kürzlich habe zwar die Stadt Hannover eine zusätzliche Unterkunft eröffnet. Die dortigen Mehrbettzimmer und die damit verbundene Angst vor Diebstahl erschwerten vielen den Zugang.

Vielerorts gibt es noch freie Plätze in den Unterkünften. In den städtischen Unterkünften in Hannover sind einer Sprecherin zufolge derzeit 1.246 Obdachlose untergebracht. Notschlafplätze für Männer und Frauen würden vorgehalten, die Zahl der Belegung variiere allerdings von Nacht zu Nacht. In Bremen gibt es der Inneren Mission zufolge insgesamt 169 Plätze für Männer und Frauen. "Wer will bekommt überall noch einen Bettplatz", sagte der Leiter der Wohnungslosenhilfe Bertold Reetz.

In Braunschweig sind nach Angaben der Stadt rund 73 Prozent der Unterkünfte für Frauen, Familien und alleinstehende Männer belegt. Für jeden Menschen, der ungewollt wohnungslos geworden sei und bei der Stadt Hilfe suche, beschaffe die Verwaltung eine Notunterkunft, sagte ein Sprecher. "Das ist ihr gesetzlicher Auftrag." Zusätzlich gebe es zahlreiche Angebote freier Träger wie einen Tagestreff und ein Heim der Diakonie oder Beratungsstellen. In Braunschweig lebten zum vergangenen Jahresende rund 182 Menschen in den städtischen Unterkünften, im Jahr 2017 waren es noch 223.

In Oldenburg ist die Belegung in den Unterkünften wie in den vergangenen Wintern "relativ hoch", sagte ein Sprecher. Insgesamt bietet die Stadt 43 Schlafplätze, neun Wohnungen für Familien und eine Wohnung mit vier Betten für Obdachlose mit Hund an. Auch in Göttingen hält die Stadt Unterbringungsplätze für wohnungslose Frauen und Männer frei und hat nach eigenen Angaben noch Kapazitäten frei.

Herschel zufolge könne auch jeder Bürger insbesondere in den kommenden Tagen den Obdachlosen helfen. Wichtig sei dabei, nicht einfach eine Geldspende zu geben, sondern den direkten Kontakt zu suchen. So könne man Nachfragen und die Betroffenen beispielsweise auf eine gemeinsame Erbsensuppe oder einen Cappuccino einladen. Vielleicht könne auch eine Einrichtung animiert werden, die Türen für einen warmen Aufenthaltsort zu öffnen.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen