Startseite Archiv Nachricht vom 30. November 2018

Diakoniesprecher: Ambulante Pflege ist am Limit

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Hannover. Niedersachsens Diakonie-Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke sieht die häusliche Pflege im Land am Limit. "Wir lehnen mittlerweile Patienten ab, weil wir keine Fachkräfte haben", sagte Lenke am Freitag vor der Landessynode in Hannover. Er wisse von einem ambulanten Pflegedienst, der laufende Verträge kündigen musste, nachdem ein Mitarbeiter langfristig erkrankt war und es keinen Ersatz gab.

Die Gewerkschaft ver.di weise zu Recht darauf hin, dass es sich um ein strukturelles Problem handle, sagte Lenke zum Abschluss der viertägigen Tagung des Kirchenparlaments. "Manche flüchten sich in Haustarife. Das wollen wir nicht", mahnte er. In den Verhandlungen mit den Kostenträgern sei ein Neuansatz nötig. "Versorgungsstrukturen werden sonst an die Wand gefahren und ein Beruf unattraktiv gemacht."

In Niedersachsen herrsche vonseiten der Kostenträger ein Kostendruck wie in keinem anderen westlichen Bundesland. Entscheidend für gute Arbeitsbedingungen in der Pflege sei die Anerkennung der Tarifanbindung bei den Löhnen, betonte Lenke. Zwar würden formal die Tarife durch die Kostenträger anerkannt. Eine gemeinsame Untersuchung von Diakonie, Caritas und kommunalen Anbietern in Niedersachsen habe jedoch ergeben, dass Wegezeiten nicht ausreichend angerechnet würden.

Das führe nicht nur auf dem Land zu Problemen, sondern auch in Städten, wo etwa viele Ampeln die Fahrt bremsten. "Wir fordern eine Preiserhöhung von 3,8 Prozent für die Pflege im Haus und von 39,7 Prozent für die Wege", sagte Lenke. Dazu seien die Kassen aber derzeit nicht bereit, die Schlichtung sei angerufen. Wann es zu einer Einigung komme, sei offen.

Lenke kritisierte zudem die neu eingeführte Beitragsfreiheit in den Kindergärten in Niedersachsen als falschen Akzent. "In Qualität wäre das Geld allemal besser investiert", sagte er. Nötig seien höhere Investitionen etwa in Familienzentren und qualitativ hochwertige Ganztagsschulen. Es sei ein Skandal, dass Kinder aus benachteiligten Familien nach wie vor schlechtere Bildungschancen hätten. In Niedersachsen sei jedes fünfte Kind von Armut bedroht. "Das ist beschämend."

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen