Startseite Archiv Nachricht vom 29. November 2018

Rabbiner bekräftigt Verbundenheit mit der Kirche

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Hannover. Trotz des Streites um den Reformationstag (31. Oktober) als neuem Feiertag in Niedersachsen hat der jüdische Rabbiner Gabor Lengyel seine Verbundenheit mit der evangelischen Kirche bekräftigt. "Auch wenn es mich schmerzt, dass der Landtag den 31. Oktober als gesetzlichen Feiertag für alle beschlossen hat, bleibt meine enge Verbindung zur Landeskirche uneingeschränkt bestehen", sagte Lengyel am Donnerstag vor dem evangelisch-lutherischen Kirchenparlament in Hannover. Das wolle er durch sein Kommen unterstreichen. "Trotz Widerständen in den jüdischen Gemeinden", fügte er hinzu. Die Mitglieder der Synode quittierten die Worte mit Applaus.

Der Landtag in Hannover hatte im Juni entschieden, den Reformationstag zum Feiertag zu machen. Er wurde in diesem Jahr bereits erstmals gefeiert. Die jüdischen Gemeinden hatten wegen judenfeindlicher Ausfälle des Reformators Martin Luther (1483-1546) deutliche Kritik an dem Beschluss geübt. Lengyel ist Rabbiner der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover.

In einer rund einstündigen Rede erinnerte er an die antisemitische Verfolgung der Juden über viele Jahrhunderte. Alles sei den Juden geraubt worden: Vaterland, Grundbesitz, Eigentum, Freiheit und oft das Leben. Doch der Glaube an Gott habe ihnen trotz schwerster Bedrängnis Kraft gegeben. "Große blühende Nationen sind untergegangen. Doch eine unsichtbare Macht hat das an alle Enden der Welt zerstreute Volk Israel bis auf den heutigen Tag erhalten."

Die Synode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers hatte den Rabbiner zu einer "Bibelarbeit" eingeladen, um die Verbindung der Kirche zum Judentum zu vertiefen. Lengyel sprach dabei über das zentrale jüdische Glaubensbekenntnis "Höre Israel, der Ewige ist unser Gott, der Ewige ist einzig." (5. Buch Mose 6, 4) Dieser Vers sei ein Grundtext des Monotheismus und ein "Eckstein des Judentums", führte er aus. "Er hat sich tief ins jüdische Bewusstsein eingeprägt, selbst bei Menschen, die sich von der jüdischen Tradition entfernt haben."

Die Landeskirche hatte 2013 ihre Verbindung zum Judentum in ihrer Verfassung verankert. Damals sprach der damalige Landesrabbiner Jonah Sievers als erster Rabbiner vor dem Kirchenparlament ein Grußwort. Mit Lengyel legte nun erstmals ein Rabbiner vor der Synode die Bibel aus. Im Zuge einer Verfassungsreform will die Landeskirche den Abschnitt über das Judentum noch erweitern.

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen