Startseite Archiv Nachricht vom 28. November 2018

Landeskirche modernisiert ihre Verfassung

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Hannover. Die hannoversche Landeskirche soll nach mehr als 50 Jahren eine neue, grundlegend überarbeitete Kirchenverfassung erhalten. Der Präsident der Landessynode, Matthias Kannengießer, brachte am Dienstagabend in Hannover nach vierjähriger Beratung in zahlreichen Gremien und Gruppen einen umfassenden Textentwurf mit 87 Einzelartikeln in das evangelischen Kirchenparlament ein. "Das ist ein besonderer Moment, der nicht so häufig wiederkommen wird", sagte Kannengießer als Vorsitzender des Verfassungsausschusses.

Die Synode will im nächsten Frühjahr endgültig über die Revision entscheiden. Die Verfassung soll dann zum 1. Januar 2020 in Kraft treten. Die bisherige Kirchenverfassung stammt aus dem Jahr 1965. Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers ist mit rund 2,5 Millionen Mitgliedern in 1.248 Gemeinden zwischen Hann. Münden und der Nordsee die größte evangelische Landeskirche in Deutschland.

Laut Kannengießer geht es darum, die Grundlagen der kirchlichen Arbeit besser an die gesellschaftlichen Bedingungen der Gegenwart anzupassen und mehr Freiräume für die Zukunft zu eröffnen. Dabei sollen Kirchengemeinden mehr Möglichkeiten erhalten, sich als traditionelle Ortsgemeinde oder als themenorientierte "Personalgemeinde" zu organisieren. Strukturen sollen schlanker werden. So soll der Kirchensenat, ein "Runder Tisch" der kirchenleitenden Organe, künftig entfallen. Der Entwurf räumt zudem Jugendlichen mehr Beteiligungsmöglichkeiten in den Gremien ein.

Die neue Verfassung beschreibt außerdem deutlicher als bisher die theologischen Grundlagen der evangelischen Landeskirche und ihr Verhältnis zum demokratischen Staat. Er nimmt auch das Verhältnis zu anderen Konfessionen und Religionen in den Blick. Neu gefasst wurde der Artikel über die enge Verbindung der Kirche zum Judentum. Darin wird nun betont, die Landeskirche trete "jeder Form von Judenfeindlichkeit entgegen". Kannengießer unterstrich: "Das sind starke Signale, die in unserer Situation noch einmal wichtiger geworden sind."

Der Synoden-Präsident lobte die breite Beteiligung der kirchlichen Basis an den Beratungen zur Verfassungsreform. In mehr als 70 Veranstaltungen seien die Einzelartikel vorgestellt und beraten worden. Über 400 Stellungnahmen seien in den Text eingeflossen. Etwa 7.000 Nutzer hätten über die Internet-Plattform www.kirchenverfassung2020.de mit diskutiert. "Der Entwurf ist sozusagen eine Zusammenfassung der besten Gedanken und Argumente aus unserer ganzen Kirche."

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen