Startseite Archiv Nachricht vom 16. Februar 2018

"MeToo-Debatte" bricht Schweigen

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Hannover. Frauen aus lutherischen Kirchen in Westeuropa haben die "MeToo"-Debatte über Sexismus und sexuelle Gewalt begrüßt. "Es ist mutig, dass die Frauen jetzt sprechen", sagte die Gleichstellungsbeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Kathrin Wallrabe, am Donnerstag am Rande des Jahrestreffens des Frauennetzwerkes des Lutherischen Weltbundes (WICAS) in Hannover. Dadurch sorgten sie dafür, dass sich die Täter für das Unrecht schämen müssten und die Opfer nicht noch die Schuld bei sich selbst suchten.

Das Schweigen müsse gebrochen werden, sagte die Gleichstellungsbeauftragte der hannoverschen Landeskirche, Hella Mahler. In den Kirchen gebe es mittlerweile eine Reihe von Schutzkonzepten und Hilfsangeboten, erläuterte die Pastorin, die auch die Ansprechstelle der Landeskirche zur Prävention sexualisierter Gewalt betreut. Immer noch litten aber auch die Opfer an Schuldgefühlen. "Das ist ein so tiefes Thema, dass wir noch Jahre brauchen, um damit umzugehen."

Bei dem Treffen diskutieren Frauen aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Österreich und Italien noch bis Freitag über Themen wie Gewalt gegen Frauen und einen gleichberechtigten Zugang von Frauen zu kirchlichen Führungsämtern. Von den 145 Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes ordinieren nach Angaben der Regionalkoordinatorin Ulrike Hansen 82 Prozent Theologinnen ins Pfarramt. 18 Prozent, darunter zumeist kleinere Kirchen, tun dies noch nicht. Wallrabe ergänzte, in Polen etwa würden Frauen zwar zu Diakoninnen ordiniert. Sie verdienten aber bei gleicher Arbeit ein Drittel weniger als die Pastoren.

Während die lutherischen Kirchen in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Österreich keine einzige Bischöfin hätten, gebe es bei den Lutheranern in Island zwei Bischöfinnen und einen Bischof, erläuterte Wallrabe. Dort wie auch im Norden Skandinaviens habe sich ein Mentorinnen-Programm bewährt, bei denen Theologinnen schon frühzeitig Berufseinsteigerinnen förderten. Solche Programme wollen die Frauen weiter ausbauen.

Wichtig sei es zudem, auch in Führungsämtern die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass diese Ämter auch für Frauen attraktiv seien. So müssten etwa Familie und Beruf miteinander vereinbar sein. Mahler zufolge haben in der hannoverschen Landeskirche zuletzt mehrere Frauen mittlere Führungspositionen wie das Superintendentenamt wieder aufgegeben. Eine Förderung von Frauen in Führungsämtern komme allen zugute, betonten die Delegierten: "Es nützt der ganzen Kirche, wenn es mehr Vielfalt gibt."

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen