Startseite Archiv Nachricht vom 07. Februar 2018

Neue Umweltreferentin kümmert sich um Artenvielfalt auf Friedhöfen

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Hannover. Biodiversität auf Friedhöfen zu fördern wird in Zukunft die Aufgabe von Astrid Lahmann sein. Als Umweltreferentin wird sie von Januar 2018 bis April 2019 im Haus kirchlicher Dienste (HkD) in Hannover tätig sein und das von der Europäischen Union (EU) und dem Land Niedersachsen geförderte Projekt „Landschaftswerte – Biodiversität auf kirchlichen Friedhöfen“ umsetzen. Auf neun kirchliche Friedhöfe beschränkt, ist es Teil des HkD-Gesamtprojekts „Biodiversität auf Friedhöfen“, das bereits im Juni 2016 und erneut im November 2017 als Projekt der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet wurde.

Lahmann ist gelernte Baumschulgärtnerin und studierte Landschaftsarchitektur und Umweltplanung an der Fachhochschule in Höxter. Im Anschluss an das Studium war sie in einem  Garten- und Landschaftsbaubetrieb in Rotenburg/W. tätig, wo sie mit der Planung, Angebotserstellung, Ausführungsorganisation und Abrechnung von Gärten betraut war. Während der Eltern- und Erziehungszeit, arbeitete sie im Gartenbaubetrieb ihres Mannes mit. Zuletzt war sie in einem Betrieb für Staudenzucht tätig und begleitete als freiberufliche Landschaftsplanerin  die Umgestaltung verschiedener Friedhöfe.

Nun wird die 50-Jährige im HkD das Projekt „Landschaftswerte“ umsetzen, das bereits seit zwei Jahren vorbereitet wurde. „Meine Kollegin Joana Cavaco hat bereits auf allen der neun beteiligten Friedhöfe eine Bestandsaufnahme gemacht“, erzählt Lahmann. „Darauf aufbauend hat sie erste Ideen zum zukünftigen Aussehen und Entwicklung der einzelnen Friedhöfe mit den Friedhofsteams erarbeitet.“ Ziel des Projektes ist es nun, in den nächsten Jahren Grabanlagen und nicht für Bestattungen benötigte Flächen – so genannte Überhangflächen – unter Verwendung einheimischer Pflanzen neu zu gestalten. „Diese Pflanzen haben den höchsten Nutz- und Biotopwert für einheimische Tiere“, erklärt Lahmann. „Je nach Lage des Friedhofs könnten zum Beispiel Stauden und Sträucher, Bäume oder auch Heidekraut gepflanzt werden.“ Zudem werden kleine Biotope wie Totholzstapel, Trockenmauern sowie Nistkästen und Insektenhotels als zusätzliche Brut- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Tiere angelegt. Auch die Information und die Beteiligung der Haupt- und Ehrenamtlichen der Gemeinde und der Friedhofsbesucher sind dabei wichtige Elemente.

Nach Abschluss des Projekts sollen alle Friedhöfe strukturreicher sein und abwechslungsreiche Lebensräume bieten. Es sollen sich also Gehölzbereiche im Wechsel mit gehölzfreien Stauden- und Wiesenflächen abwechseln als Basis für eine hohe Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren. Für die Friedhöfe gibt es einen mehrfachen Nutzen: Da die Zahl der Grabbestattungen zurückgeht, haben viele Friedhöfe ungenutzte Flächen, die – meist als Rasenflächen – intensiv gepflegt werden müssen und von den Besuchern nicht unbedingt als „schön“ oder „abwechslungsreich“ wahrgenommen werden. Doch viele Menschen wünschen sich heutzutage auch für ihre letzte Ruhestätte Naturnähe und Vielfalt oder auch eine naturnahe Form der Urnenbestattung, wie sie etwa in Friedwäldern üblich ist. Die Neugestaltungen im Projekt können eine Antwort darauf sein. Es soll gezeigt werden, wie ökologisch wertvolle Umgestaltungen auch die ökonomische Situation von kirchlichen Friedhöfen verbessern können. Die Erfahrungen dieses Projekts werden veröffentlicht und vorbildhaft wird die Integration von Naturschutzaspekten in bestehende Nutzungen gezeigt.

Lahmann wird nun die Planung für die Umgestaltung der einzelnen Friedhöfe übernehmen, die von Borkum in Ostfriesland bis Bad Rothenfelde im Landkreis Osnabrück, von Meppen im Emsland bis Barum in der Nähe der Elbe bei Geesthacht reichen, und die Ausschreibung und Vergabe vorbereiten. „Bei der Beschaffung von Saatgut ist es zum Beispiel wichtig, dass die Samen von Pflanzen aus der Region stammen“, erklärt die Landschaftsarchitektin. „Denn nur so ist gewährleistet, dass etwa Wildbienen auch weiterhin Blüten finden, die mit Nektar und Pollen gefüllt sind, und sie so ernähren können.“ Auch andere Insekten, die sich von lebenden oder abgestorbenen Pflanzen ernähren, sind auf einheimische Arten angewiesen.  „Ich freue mich auf die gestalterische Arbeit, die ökologische Herangehensweise und vor allem über die gute Zusammenarbeit im Team!“, sagt Lahmann nach den ersten Wochen im HkD. Zum Projektteam gehören neben Astrid Lahmann auch weiterhin Joana Cavaco, die für das Projektmanagement zuständig ist, und Ulrike Wolf, die bei allen Fragen rund um die Förderung unterstützt. Beide haben in den letzten zwei Jahren das Projekt konzipiert und mit den neun Gemeinden gemeinsam alle bürokratischen Hürden bis zur Bewilligung des Projekts genommen.

Die neun Kirchengemeinden, die am Projekt teilnehmen, verpflichten sich dazu, mindestens zwölf Jahre lang die festgelegten Flächen im neu geplanten Sinne zu erhalten und zu pflegen. Sie sind jedoch keine Neulinge auf dem Gebiete des Naturschutzes auf ihrem Friedhof: Sie alle etablieren bereits ein Umweltmanagement nach EMAS – Der Grüne Hahn: Dabei wird der Friedhof extern nach dem Standard Grüner Hahn, entsprechend der höchsten europäischen Umweltnorm (EMAS), zertifiziert  Damit machen sie nach innen und außen deutlich, dass der Naturschutz auf ihrem Friedhof eine wichtige Rolle spielt und sie so zur Bewahrung der Schöpfung beitragen wollen.

Lahmann wird am Mittwoch, 14. Februar um 12 Uhr im Rahmen der Hausandacht – gemeinsam mit anderen Kolleginnen und Kollegen aus dem Klima und Umweltschutz – in ihren Dienst im Haus kirchlicher Dienste eingeführt.

Öffentlichkeitsarbeit im Haus kirchlicher Dienste (HkD)