Startseite Archiv Nachricht vom 05. Februar 2018

Friedensbeauftragter: Kirchen könnten Ukraine-Konflikt entschärfen

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Loccum. Die Kirchen können nach Ansicht des Friedensbeauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, zur Entschärfung des Russland-Ukraine-Konflikts beitragen. Das Gespräch suchen, Räume für einen Dialog schaffen, Vertrauen bilden, aber auch sich gegenseitig zuhören und wahrnehmen - dies seien mögliche Wege für eine Deeskalation, sagte Brahms am Wochenende bei einer Studientagung in der Evangelischen Akademie Loccum.

Bei der Tagung ging es um die Frage, wie der nun schon seit annähernd vier Jahre andauernde Krieg in der Ost-Ukraine entschärft werden kann und welche Rolle die Kirchen dabei spielen können. Vertreter russischer und ukrainischer Kirchen diskutierten drei Tage lang mit deutschen Theologinnen und Theologen sowie Vertretern der Konferenz Europäischer Kirchen.

"Es ist deutlich geworden, wie wichtig es dabei ist, die doch sehr unterschiedliche Situation im Osten Europas deutlich wahrzunehmen", sagte Brahms. Dazu gehöre auch die Rolle der Kirchen in der Ukraine und Russland, aber auch in Deutschland. "Leider ist, auch in der evangelischen Friedensarbeit, der Blick in die Länder des Ostens, dabei derzeit nicht mehr so ausgeprägt", fügte der EKD-Friedensbeauftragte hinzu.

Bischof Eduard Khegay von der Evangelisch-methodistischen Kirche in Eurasien betonte, dass die Vermittlung und das Gespräch zwischen den Konfliktparteien die Rolle der Kirchen ausmachten. Heikki Huttunen, der Generalsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen, sagte: "Wir haben es hier mit keinem religiösen Konflikt zu tun, aber die Kirchen könnten ein Teil der Lösung werden."

Die orthodoxen Kirchen in der Ukraine sind zerstritten. Der katholische Theologe Thomas Bremer sagte am Rande der Tagung dem Evangelischen Pressedienst (epd), die Auseinandersetzung zwischen dem Moskauer Patriarchat und dem Kiewer Patriarchat drehe sich um die Frage, wer die legitime Kirche des Landes sei. Nur wenn das Moskauer Patriarchat seinen Anhängern und Gemeinden in der Ukraine mehr Autonomie gewähre, werde der Kirchenstreit des Landes gelöst, sagte der Experte, der in Münster eine Professur für Ökumenik, Ostkirchenkunde und Friedensforschung innehat.

In der aktuellen Kriegslage sei jedoch keine Lösung dieses Streits zu erwarten. Mit dem politisch-militärischen Konflikt seit 2014 sei auch der Kirchenstreit verschärft worden, betonte Bremer. Das Kiewer Patriarchat habe sich eindeutig auf die Seite der ukrainischen Regierung gestellt. Das Moskauer Patriarchat konzentriere sich auf Friedensbotschaften und betone, dass es die einzige Kirche sei, die Mitglieder auf beiden Seiten der Front habe.

Das Moskauer Patriarchat ist von den Gemeindezahlen her die größte Kirche in der Ukraine. Das Kiewer Patriarchat machte sich mit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 von Moskau selbstständig, wird aber vom Patriarchen in Konstantinopel, dem Oberhaupt der orthodoxen Christenheit, bisher nicht anerkannt. 

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen