Startseite Archiv Nachricht vom 06. November 2017

Kirchengemeinden brauchen geschärften Blick für Inklusion

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Hannover. Damit möglichst viele Menschen bei Angeboten vom Gottesdienst bis zum Gemeindefest mitmachen können, müssen Kirchengemeinden nach Ansicht der Expertin Sabine Hettinger noch gezielter nach Inklusions-Hürden Ausschau halten. "Dort, wo Kirchenvorstände und Menschen in der Gemeindearbeit sensibilisiert sind, lassen sich viele Hindernisse sehr gut abbauen", sagte die Referentin für Inklusion in der hannoverschen Landeskirche dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Das Streben nach selbstbestimmter und gleichberechtigter Teilhabe für alle sei ein Lernprozess, der nie aufhöre, betonte Hettinger. Entscheidend für eine Veränderung in der eigenen Struktur, Kultur oder Praxis sei aber das Problembewusstsein.

Hettinger begleitete in den vergangenen zwei Jahren sechs Gemeinden intensiv im Projekt "Gemeinde inklusiv", mit dem Ziel, die Kirchengemeinden einladender zu gestalten. Die Vorhaben seien dabei ganz unterschiedlich gewesen, sagte sie am Rande der Projektabschlussveranstaltung am Freitag. "Das ging von barrierefreien Eingängen für das Gemeindehaus über die bessere Einbindung von Menschen mit Hörbeeinträchtigung im Gottesdienst bis hin zu veränderten Schriftgrößen im Gottesdienstablauf für Sehbeeinträchtigte." Die Gemeinden planten auch für alle erreichbare Veranstaltungen, schafften Begegnungsmöglichkeiten für unterschiedliche Gruppen oder feierten Gottesdienste in Leichter Sprache.

Eine imaginäre Reise in die Zukunft in verschiedenen Rollen hätte den Beteiligten oftmals entscheidende Erkenntnisse geliefert, sagte Hettinger. "Wenn man sich vorstellt, inwiefern etwa jemand im Rollstuhl oder mit Rollator, ein dauerhaft hier lebender Geflüchteter oder eine alleinerziehende Mutter ein bestimmtes Angebot wahrnehmen kann, ergibt sich daraus schon so mancher Aha-Effekt." So sei den Gemeinden durch die intensive Beschäftigung mit der Inklusion aufgefallen, was sie verändern müssten. "Ausgehend von einer inklusiven Zukunftsvision haben wir Ziele für die Gegenwart entwickelt und diese dann versucht umzusetzen."

Neben den Initiativen vor Ort brauche es auch eine generelle Sensibilisierung für Inklusion, mahnte die Expertin. Kirchengemeinden dürften mit der Thematik nicht alleingelassen werden. "Es geht um Zukunftsfähigkeit von Kirche. Inklusion ist eine Querschnittsaufgabe, und als solche muss sie auch von der gesamten Landeskirche begriffen werden." Als ein Ergebnis des zweijährigen Inklusions-Projektes sei ein Film entstanden. "Darin können Haupt- und Ehrenamtliche viele Anregungen finden, wie Teilhabe für möglichst alle Menschen funktioniert und was es dafür braucht."

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen