Startseite Archiv Nachricht vom 24. Oktober 2017

Diakonie erprobt Apps zur Beratung schwangerer Flüchtlingsfrauen

Die vollständige Darstellung von Archivmeldungen befindet sich noch im Aufbau. Schauen Sie in Kürze noch mal vorbei!

Hannover. In einem bundesweit neuen Projekt erprobt die Diakonie in Niedersachsen den Nutzen von Apps zur Beratung schwangerer Flüchtlingsfrauen und Migrantinnen. Seit Ende August verfügten 45 der 57 diakonischen Beratungsstellen im Bundesland über Tablets. Installiert seien etwa Piktogramme und Übersetzungsprogramme, mit deren Hilfe sich die Beraterinnen besser mit den Frauen verständigen könnten, sagte Vorstandssprecher Christoph Künkel am Montag in Hannover. "Wir legen bei intimen Fragestellungen Wert darauf, dass die Frauen nicht mehr an Verständigungs- oder Sprachbarrieren scheitern."

Auf den Tablets befinden sich zunächst die drei Apps "Zanzu" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, "RefuShe" vom Bundesgesundheitsministerium und "Deutsch für Flüchtlinge" vom Goethe Verlag und der Diakonie in Niedersachsen. Damit werde es möglich, in 13 Sprachen ganz anschaulich Informationen zur Sexualität, Schwangerschaft oder Geburtshilfe bereitzustellen sowie die Frauen über Rechte und Hilfen bei Gewalterfahrungen zu informieren und ihnen alltagstaugliches Deutsch zu vermitteln.

Ausgangspunkt für den Einsatz der Apps sei die Frage gewesen, wie eine fundierte Beratung möglich werde, obwohl es meist in der Fläche zu wenige Sprachvermittler gebe, sagte Künkel. "Wir wollen Dolmetscher nicht ersetzen, aber wir müssen auch Frauen unterstützen, wenn wir mal keinen Dolmetscher haben. Daher betreten wir technisches Neuland."

Projektbetreuerin Eva-Maria Zabbée betonte, in Beratungsgesprächen solle sich künftig keinesfalls alles um die Technik drehen. "Wichtiger Kern ist und bleibt Reden von Mensch zu Mensch." So könne eine Beraterin auch weiterhin die Gespräche ohne Tablet beginnen. "Erst bei offenkundigen Problemen oder zur Veranschaulichung kann sie auf die Technik zurückgreifen." Ein Vorteil der Tablets sei auch, dass Frauen damit selbst Informationen abfragen könnten. Die Beraterinnen seien dann in der Lage, gezielter nachzufragen und zu helfen.

Die Erprobungsphase ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. Schon innerhalb dieser Zeit würden Rückmeldungen gesammelt und Erfahrungen evaluiert. Inklusive der Anschaffung der Tablets seien für den Projektzeitraum rund 20.000 Euro veranschlagt, die von der Diakonie und dem Land Niedersachsen getragen werden. Vorstandssprecher Künkel betonte, das Projekt sei zwar eher klein, es habe aber eine enorme Relevanz. Bundesweit werde der Verlauf interessiert verfolgt. "Wir rechnen fest damit, dass das kopiert wird."

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen