Startseite Archiv Nachricht vom 21. Oktober 2017

"Frieden in einer unfriedlichen Umgebung"

Die vollständige Darstellung von Archivmeldungen befindet sich noch im Aufbau. Schauen Sie in Kürze noch mal vorbei!

Beirut. Kein Land hat in Relation zur eigenen Bevölkerung mehr syrische Flüchtlinge aufgenommen als der Libanon; 1,8 Millionen sollen sich im Land aufhalten. Am zweiten Tag seiner Reise hat Landesbischof Meister in der evangelischen Schule in Zahle am Rande der Bekaa-Ebene einen syrisch-orthodoxen Christen getroffen, der vor vier Jahren aus der Region Rakka in Syrien geflohen ist, die bis jetzt vom IS kontrolliert wurde. Sein ältester Sohn lebt mittlerweile in Deutschland. Sein jüngerer Sohn wurde von IS-Kämpfern getötet – eine lebenslange, traumatische Erfahrung. Arbeiten darf der Syrer als Flüchtling im Libanon nicht. In der evangelischen Schule übernimmt er jedoch kleine Arbeiten, um wenigstens zu einem kleinen Teil für seinen Lebensunterhalt aufkommen zu können. In der nächsten Zeit wird er den Libanon Richtung Europa verlassen. Im Rahmen einer Familienzusammenführung darf er zu seinem Sohn nach Deutschland reisen.

Die evangelischen Schulen im Libanon bemühen sich, die Situation der vielen syrischen Flüchtlinge zu verbessern und setzen sich dafür ein, dass die geflohenen Kinder zumindest Lesen und Schreiben lernen können. Landesbischof Meister verschaffte sich bei einem Rundgang durch die Schule einen Eindruck vom Leben und Lernen der Kinder. "Die Schulen sind ein lebendiges Zeugnis reformatorischen Glaubens. Die Reformation war immer auch eine Bildungsbewegung - das ist hier im Libanon lebendig", zeigt sich Landesbischof Meister beeindruckt von dem Engagement der Schulen. In Beirut traf er die Schulleiter der evangelischen Schulen. Sie berichteten von der engen Vernetzung der Schulen untereinander und mit den christlichen Gemeinden, sprachen aber auch über die Motivation für ihre Arbeit. "Wir sind in dieses Land gestellt, um mit unserem Glauben und den uns von Gott geschenkten Möglichkeiten Zeugnis für unseren Glauben zu geben", sagt Professor Johnny Awwad, pädagogischer Koordinator für die sieben Schulen der National Evangelical Synod of Syria and Lebanon (NESSL). „Wir stehen zu unseren Werten und wollen die Freiheit des Denkens und des eigenen Gewissens stärken. Damit leisten wir einen Beitrag zur Vielfalt in der libanesischen Gesellschaft und zum Frieden in einer unfriedlichen Umgebung."

Am Abend stand ein Konzertbesuch des Lebanese National Symphony Orchestra auf dem Besuchsprogramm: Aus Anlass des 500-jährigen Reformationsjubiläum spielte das 1998 gegründete Orchester Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy (Op. 107, "Reformation") und Ludwig van Beethoven.  

Enno Haaks/Pressestelle der Landeskirche