Startseite Archiv Nachricht vom 11. April 2017

Niedersachsens Bischöfe verurteilen Angriffe auf koptische Christinnen und Christen

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Hannover/Hildesheim. Niedersachsens Bischöfe und Leitende Theologen haben die Anschläge auf zwei koptische Kirchen in Tanta und Alexandria (Ägypten) mit mehr als 30 Toten scharf verurteilt. In einem Kondolenzbrief an den Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, schreibt der katholische Bischof Norbert Trelle aus Hildesheim, die Barbarei, mit der betende Menschen angegriffen worden seien, mache ihn fassungslos. Der evangelische Landesbischof Ralf Meister aus Hannover schreibt ebenfalls in einem Brief an Damian, er sei tief besorgt um die Zukunft der Christinnen und Christen im Nahen Osten.

"Ich fordere alle Religionsgemeinschaften und Regierungen dazu auf, religiösem Fanatismus und Hass zu widerstehen", formuliert Meister: "Es ist und bleibt unsere vorrangige Aufgabe, die Freiheit des Glaubens zu verteidigen." Der Geistliche Vizepräsident des hannoverschen Landeskirchenamtes, Arend de Vries, sagte, er sei entsetzt über die brutalen und menschenverachtenden Anschläge. Christinnen und Christen seien in Ägypten schon länger aufgrund ihres Glaubens "an Leib und Leben bedroht", sagte de Vries dem epd. In den Fürbitten der Karfreitags- und Ostergottesdienste solle an die "koptischen Geschwister" erinnert werden.

Bischof Trelle versicherte seinem Amtskollegen Damian "von Herzen meine tiefe Verbundenheit". Er schließe die Todesopfer, die Verwundeten und die betroffenen Familien und vor allem jene, die noch um ihr Leben kämpften, fest in sein Gebet ein, schrieb Trelle.

Auch Damian zeigte sich gegenüber epd erschüttert über die Terroranschläge. "Die Kopten weltweit sind empört und entsetzt", sagte er am Montag in Höxter. Dass inzwischen Kirchen direkte Angriffsziele der Terroristen seien, sei eine neue Qualität der Gewalt. Damit bestätige die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) ihre Ankündigung: "Sie hat den Kopten den Krieg erklärt", sagte Damian. Der IS hat sich zu den Anschlägen bekannt.

Koptische Christen lebten in Ägypten in Angst, beklagte der Bischof. "Wir erleben eine ununterbrochene Serie von Gewalt, bei der Kinder und Frauen in den Tod gerissen werden." Wer als koptischer Christ in Ägypten einen Gottesdienst besuche, sei nicht mehr sicher, ob er lebend wieder nach Hause komme. Hass auf Christen werde bereits an den Schulen und in den Moscheen geschürt. "Menschen werden nicht als Terroristen geboren." Hinter einer solchen Entwicklung stünden aufstachelnde Lehren. "Die müssen endlich aus den Schulbüchern und den Köpfen der Menschen verschwinden", forderte Damian. 

Bei zwei Anschlägen auf koptische Kirchen waren am Palmsonntag in Ägypten etwa 50 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden. Die koptisch-orthodoxe Kirche existiert bereits sei dem ersten Jahrhundert nach Christus. In Deutschland zählt die Kirche nach eigenen Angaben etwa 12.000 Mitglieder.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen

"Für Frieden, Respekt und Mitmenschlichkeit eintreten"

Nadia und Stefan El Karsheh sind das Pastorenehepaar der deutschen Gemeinde in Kairo. Sie schreiben zu den Anschlägen:

"Wir sind von den Anschlägen in Alexandria und Tanta gestern tief getroffen worden. Ein geplanter Anschlag an zwei Orten zu dieser wichtigen Zeit am Beginn der Karwoche. Das trifft direkt ins Herz. Unfaßbar zu welcher schrecklichen Tat Menschen fähig sind. Wo bleibt der Respekt vor dem Gebet des Anderen, vor seinem Glauben und seinen Heiligen Räumen?

Diese Tat hat nichts mit Religion zu tun, sie ist ein Zeichen der zersetzenden Kraft das Bösen, gegen das wir alle Tag für Tag angekämpfen müssen. Wir beten für die Christinnen und Christen, die getötet und verletzt wurden, wir trauen mit Ihnen. Wir stehen an der Seite der Muslime, die mit den Opfern mittrauern. Diese Tat hat nur ein Ziel: Den Hass zu säen, sie wollen Wind säen und den Sturm ernten. Doch genau das Gegenteil muss unsere Antwort sein: Die Stärke muss im Glauben und in der Kraft zum Frieden leben. Wir dürfen uns nicht entzweien lassen, wir müssen zusammenhalten, für Frieden, Respekt und Mitmenschlichkeit eintreten. Für die Christinnen und Christen, die geliebte Menschen verloren haben, ist das eine sehr schwere Aussage. Sie müssen viel tragen.

Bitten wir Gott für die Verstorbenen, dass er sie gnädig aufnehme und sie heile, und für die Verletzten um Genesung. Und für uns alle zu Ostern: Dass Gott seinen Geist sendet, um die Herzen der Menschen vom Bösen weg hin zum Frieden kehrt. Damit wir auferstehen als neue Menschen, die Gott dienen und nicht sich selbst. Die an das Leben glauben, und nicht den Tod. Die das Reich Gottes erhoffen und keine menschliche Herrschaft. 

Nehmen wir Christus ernst, der uns verheißen hat: 
"Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende".

Wir hoffen auf ein Osterfest, an dem das Leben über den Tod siegt und der Frieden den Krieg überwindet."