Landesbischof Ralf Meister die Gemeinden zur Beteiligung an einer europaweiten Schweigeminute anlässlich des Kriegsbeginns am 1. August 1914 auf.
"Die evangelische Kirche hat 1914 fast einstimmig den Ausbruch des Ersten Weltkrieges befürwortet und Kriegsbegeisterung geschürt", schreibt der hannoversche Landesbischof in einem Brief an die Gemeinden. "Angesichts der noch immer sprachlos machenden Dimension des damaligen Grauens könnte im Jahr des Gedenkens ein Moment des Schweigens ein angemessenes Zeichen des Erinnerns sein, heißt es in einer Erklärung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Die Kirchengemeinschaft empfiehlt für den Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkrieges am 1. August, europaweit um 12 Uhr eine Schweigeminute einzulegen. Die Evangelische Kirche in Deutschland unterstützt diesen Aufruf.
Meister verweist auf Stellungnahme der Evangelischen Kirche in Deutschland
Der Landesbischof verweist auf die Veröffentlichung der EKD zum Ausbruch des ersten Weltkrieges:
""Gewalt bekommt in vielen Regionen ein dramatisches, neues Gesicht und kann sich neuer, erschreckender Technologien und Ideologien bedienen", heißt es in einem aktuellen Wort des Rates der EKD zu diesem Thema. In "Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens" tritt die Kirche für einen uneingeschränkten Einsatz für das humanitäre Völkerrecht, für zivile Konfliktbearbeitung und Versöhnung ein. In den vergangenen Monaten sei die Gefährdung der europäischen Friedensordnung schmerzlich offenbar geworden. "Wir stehen in der Verantwortung für ihren Erhalt", wird hier betont."
"Dieses Versagen und diese Schuld erfüllt uns heute mit tiefer Scham."
"Weiter heißt es, Kirche und Theologie in Deutschland hätten damals versagt angesichts der Aufgabe, zu Frieden und Versöhnung beizutragen und sich zu Anwälten der Menschlichkeit und des Lebens zu machen", nimmt Meister das EKD-Wort auf. "Der Glaube an den versöhnenden Gott, die Verbundenheit mit anderen Kirchen und die Universalität des Glaubens hätten Kirche und Theologe 1914 "nicht vor Kriegsbegeisterung und -propaganda bewahrt, noch vor der Rechtfertigung nationaler Kriegsziele bis zum Ende". Deshalb sei der deutsche Protestantismus nach Kriegsende nicht zu einer Versöhnungskraft geworden und habe sich 1933 nicht dem Gift des wieder aufkommenden Nationalismus entziehen können: "Zu sehr dem nationalistischen Zeitgeist verhaftet war ihre Theologie und zu schwach war ihr ökumenisches Bewusstsein." Die wenigen Mahner aus den Reihen des Protestantismus seien mundtot gemacht worden, wird in dem Kirchenwort eingeräumt: "Dieses Versagen und diese Schuld erfüllt uns heute mit tiefer Scham.""