Pressemitteilung des Ev.-luth. Missionswerkes in Niedersachsen (ELM)
Hermannsburg. Für die Ermordung von zirka 15 Gottesdienstbesuchern in einer katholischen Kirche der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui am vergangenen Mittwoch könnten Boko-Haram-Terroristen verantwortlich sein. Dies teilte das Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM) unter Berufung auf Quellen aus Bangui mit.
Der stellvertretende Direktor des ELM, Helmut Grimmsmann, der selbst mehr als 20 Jahre in der Zentralafrikanischen Republik arbeitete, erklärte nach der Attacke auf die katholische Kirche am 28. Mai: „Der neue Gewaltausbruch richtet sich anscheinend gezielt gegen Kirchen. Dies ist eine neue Gewaltqualität. Es war ja auch erstaunlich, dass bisher der islamische Extremismus in dem zentralafrikanischen Konflikt noch nicht in Erscheinung getreten ist.“ Außerdem verfüge das ELM über Informationen, nach denen die Angreifer in einer Moschee in Bangui Moslems als Geiseln festgesetzt hätten. „Wahrscheinlich als Faustpfand, um zu verhindern, dass Moslems sich gegen die Gewalt äußern“, vermutet Grimmsmann. Die zentralafrikanischen Quellen des ELM berichten auch von weiteren Angriffen auf christliche Kirchen, die aber inzwischen von „Anti-Balaka“-Milizen verteidigt würden.
Die Anti-Balaka-Milizen, die sich hauptsächlich aus der christlichen Bevölkerung der Zentralafrikanischen Republik rekrutieren, bildeten sich als Widerstand gegen die Seleka-Truppen, die im März letzten Jahres die zentralafrikanische Regierung stürzten. Seitdem befindet sich das Land in einem chaotischen bürgerkriegsähnlichen Zustand, der zunächst vom Terror der Seleka bestimmt war. Die Seleka-Kämpfer stammen hauptsächlich aus dem islamisch geprägten Norden des Landes. Daher richteten sich deren Gewaltakte vornehmlich gegen Christen. Seit Anfang 2014 haben Anti-Balaka-Milizen die Oberhand, was sich in Mord und Terror gegen den muslimischen Bevölkerungsteil niederschlägt. Dass nun, praktisch als „dritte Welle der Gegengewalt“, islamistische Terroristen in das Geschehen eingreifen, sei laut ELM zu erwarten gewesen. Die einzige Hoffnung auf ein Ende der Gewalt sieht das ELM in der ab September geplanten UN-Mission. Dabei hänge viel davon ab, dass die internationalen militärischen Kräfte durch ihr Mandat und ihre Ausrüstung in der Lage sein müssten, eine Entwaffnung aller Milizen und die Verfolgung von Terrorakten durchzusetzen.
Das Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM) ist Teil eines großen Netzwerkes, das im partnerschaftlichen Verbund mit 19 Kirchen in 17 außereuropäischen Ländern arbeitet. Es engagiert sich personell im Austausch von Theologen und Entwicklungsfachkräften zwischen evangelischen Kirchen in Europa, Afrika, Asien und Lateinamerika und unterstützt Projekte seiner Partner finanziell.