Hannover (epd). Hannovers Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes zeigt Verständnis für den Protest sudanesischer Flüchtlinge in der Landeshauptstadt. Ihre Forderungen, das Arbeitsverbot für Asylbewerber zu lockern und Asylanträge schneller zu bearbeiten, seien berechtigt, sagte der evangelische Theologe am Mittwoch. Rund 40 Sudanesen verharren seit Tagen in einem Protestcamp nahe dem Hauptbahnhof. Sie wenden sich gegen Isolation, eingeschränkte Bewegungsfreiheit und Arbeitsverbote.
Die meisten Flüchtlinge in Hannover wüssten zum Teil über Jahre nicht, ob sie in Deutschland bleiben könnten, sagte Müller-Brandes: "Diese Ungewissheit führt zu einer massiven Verschärfung der Situation." Hier müsse dringend Abhilfe geschaffen werden. Der Pastor lehnte es allerdings ab, dass die Flüchtlinge in der aufgeheizten Debatte den Vorwurf des Rassismus ins Feld führten: "So etwas gießt nur Öl ins Feuer, das führt nicht weiter."
Die Flüchtlinge wollen ihre Proteste so lange fortführen, bis sie "in Würde und Freiheit" leben könnten, sagte ein Sprecher. Für Mittwoch hatten sie zu einer Demonstration im Gedenken an einen Asylbewerber aufgerufen, der vor 15 Jahren bei einer Abschiebung aus Deutschland ums Leben gekommen war. Die Polizei hat das Protestcamp genehmigt. Müller-Brandes lobte den "umsichtigen" Umgang der Stadt mit dem Camp.
Auch die FDP sprach sich dafür aus, das faktische Arbeitsverbot für Flüchtlinge aufzuheben. "Die Menschen brauchen die Chance auf eine Existenz", sagte die Landtagsabgeordnete Sylvia Bruns.
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