ELM beunruhigt über Situation in Zentralafrika

Nachricht 16. Dezember 2013

Während französische Soldaten und Truppen aus afrikanischen Nachbarstaaten in der Zentralafrikanischen Republik bemüht sind, in der Hauptstadt Bangui und an wichtigen Verkehrswegen und Knotenpunkten so etwas wie Ordnung und Sicherheit herzustellen, werden die spärlichen Nachrichten aus den abgelegenen Regionen Zentralafrikas immer beunruhigender, teilt das Evangelisch-lutherische Missionswerk in Niedersachsen (ELM) mit:

"Das ELM, dessen Partnerkirche in dem west-zentralafrikanischen Dorf Bohong ein Gesundheitszentrum unterhält, erfuhr am vergangenen Wochenende, dass die Stadt von „Anti-Balaka-Elementen“ angegriffen worden sei. Unter „Anti-Balaka“ scheinen sich christliche Milizen zu sammeln, die gegen die hauptsächlich muslimisch orientierten Seleka-Rebellen vorgehen, die im März die Regierung stürzten. In der Folge griffen dann anscheinend wieder Seleka-Einheiten Bohong an.

E-Mails, die das ELM aus der Zentralafrikanischen Republik erreichen, zeichnen ein düsteres Bild nach dieser zweiten Zerstörungswelle, die Bohong erneut ins Chaos stürzte. Das Gesundheitszentrum ist wieder geplündert und inzwischen wohl weitgehend zerstört, ebenso wie die nach den Kämpfen im August wieder aufgebauten Häuser der Bevölkerung. Viele Muslime seien auf der Flucht nach Kamerun, heißt es in den Mails, während die Christen „in den Busch“ geflüchtet seien. 40 Tote sollen bei den erneuten Kämpfen in Bohong zu beklagen sein. Dabei ist es bezeichnend, dass nicht mehr Menschen gezählt werden, sondern Religionsangehörige. Es seien 25 Muslime und 15 Christen umgebracht worden, berichtet die Partnerkirche in ihren E-Mails.
 
Resigniert äußert sich Helmut Grimmsmann, stellvertretender Direktor des ELM, der selbst über 20 Jahre in der Zentralafrikanischen Republik arbeitete. Es sei gegenwärtig nicht zu erkennen, ob es eine von außen gesteuerte Rebellion gegen die Seleka-Truppen gebe oder ob die Anti-Balaka-Gruppen aus eigener Initiative, Wut oder Notwehr handeln. Berichte von der massenhaften Flucht zentralafrikanischer Muslime nach Kamerun deuten für Grimmsmann darauf hin, dass eine koordinierte Rebellion gegen die Seleka befürchtet werde. „Dringend notwendig wäre ein Eingreifen von Ordnungskräften, die jede Gewalt unterbinden. Aber bis die in Dörfer wie Bohong kommen, wird es wohl leider noch viele Tote geben“, befürchtet Grimmsmann.
 
Das ELM unterstützt einen Appell der Evangelischen Kirche in Deutschland, die die internationale Gemeinschaft auffordert, wirksame Maßnahmen gegen die Menschenrechtsverletzungen und zum Schutz der Zivilbevölkerung zu ergreifen, um einen drohenden Genozid zu verhindern."