Sprengelempfang Ostfriesland am Buß- und Bettag 2013
Emden (epd). Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) wünscht sich den Buß- und Bettag als arbeitsfreien gesetzlichen Feiertag zurück. Der Tag tue dem Land gut, sagte er am Mittwoch, dem Buß- und Bettag, in Emden am Rande eines Empfangs dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es sei wichtig, "einen Tag zu haben, an dem wir darüber nachdenken, wo wir stehen, welche Probleme es gibt und welche Aufgaben wir für die Zukunft haben".
Zuvor hatte bereits der niedersächsische Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) bei einem Gottesdienst in Hannover gefordert, den Buß- und Bettag oder den Reformationstag zum arbeitsfreien Feiertag zu erheben. Der Bußtag war 1995 in allen Bundesländern außer in Sachsen abgeschafft worden, um die Pflegeversicherung zu finanzieren.
"Es war ein Fehler von Politik und Kirche, den Buß- und Bettag als Gegenleistung für die Einführung der Pflegeversicherung zu opfern", sagte Beckstein, der auch Vizepräses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Selbstkritisch fügte er hinzu, er habe seinerzeit als bayrischer Innenminister daran mitgewirkt. Beckstein sprach beim jährlichen Empfang des evangelisch-lutherischen Sprengels Ostfriesland vor rund 120 regionalen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Kirche.
Als Ministerpräsident habe er sich später dafür eingesetzt, den Feiertag wieder einzuführen, doch seine Initiative sei im Sande verlaufen. Auch heute sei er nicht sehr optimistisch, dass eine solche Initiative gelingen werde. "Ich würde sie aber auf jeden Fall unterstützen."
In Niedersachsen war die Forderung nach einem neuen Feiertag in der vergangenen Woche überwiegend auf Kritik gestoßen. Während sie in der CDU ein positives Echo fand, reagierten SPD, FDP und Grüne skeptisch bis ablehnend. Die Unternehmerverbände rechneten vor, dass ein zusätzlicher arbeitsfreier Feiertag wegen des Produktionsausfalls erhebliche Kosten mit sich bringen würde.
Beckstein wies solche Berechnungen zurück. "Wenn die Leute die übrigen Tage ordentlich arbeiten, kommt es auf einen Tag nicht an." Bayern sei wirtschaftlich erfolgreich, obwohl es vier Feiertage mehr als Niedersachsen habe. Dem verlorenen Arbeitstag stehe ein Gewinn an geistiger Substanz und gesellschaftlichem Zusammenhalt gegenüber.
"Wir dürfen nicht das ganze Leben unter ökonomischen Gesichtspunkten sehen", sagte Beckstein. Wichtig sei auch Zeit für ideelle Werte: "Aus dem Nachdenken kann ein Vordenken werden."
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