Stolperstein am Haus kirchlicher Dienste

Nachricht 11. November 2013

Ein Stolperstein liegt nahe am Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers in der Wagenerstraße. Er weist auf das Schicksal von Hermann Federmann (18.03.1930 bis 27.09.1940) hin.

In einer Andacht des Hauses kirchlicher Dienste am 6. November 2013 stand das Gedenken an Hermann Federmann im Mittelpunkt:

 

"Hermann Federmann wurde am 18. März 1930 geboren.

Die Familie wohnte hier, wo wir den Stolperstein sehen: in der Wagenerstraße 1, nur wenige Schritte von der Synagoge der jüdischen Gemeinde entfernt, zu der sie gehörten.

Hermann war nicht gesund. Er litt an Epilepsie und war geistig behindert.
Bereits im Alter von zwei Jahren kam er erstmals in die Nervenklinik Langenhagen.

Familie Federmanns gehörte zu denen, die sich früh darauf vorbereiteten,
Deutschland zu verlassen. Doch die Pflegebedürftigkeit Hermanns dürfte zunächst ein Grund zum Bleiben gewesen sein. Die Ausreise in ein fremdes Land mit einem behinderten Kind konnten die Eltern nicht riskieren.

Schließlich brachten sie Hermann in der Nervenklinik Langenhagen stationär unter, in der Hoffnung, dass er dort gut aufgehoben sei.

Am 28. Juli 1937 emigrierten die Eltern mit Rafael, dem jüngeren Bruder von Hermann, nach Argentinien. Sie mussten Hermann im Nazi-Deutschland zurücklassen, als er sieben Jahre alt war.Hermann kam in die v. Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel. Ansprechpartner für ihn war ein noch in Hannover lebender Onkel.

Anfang September 1940 erhielt die Anstaltsleitung in Bethel einen Erlass des Reichsministers des Innern, alle psychisch Kranken jüdischer Abstammung in eine Sammelanstalt zu bringen. Dieser Erlass war Bestandteil einer ab Sommer 1940 durchgeführten Aktion mit dem Ziel der Ermordung von Menschen mit Behinderung, dem sogenannten Euthanasie-Programm.

Acht Betroffene, darunter Hermann Federmann, kamen am 21. September 1940 in die Landes-Pflegeanstalt Wunstorf. Von dort wurde Hermann eine Woche später, am 27. September, mit 157 weiteren psychisch Kranken jüdischer Abstammung aus ganz Norddeutschland in die Landes-Pflegeanstalt Brandenburg an der Havel deportiert.

Der Name Landes-Pflegeanstalt verschleiert, was dort geschah:
Wie 9000 andere Menschen wurde Hermann Federmann in der Landes-Pflegeanstalt Brandenburg an der Havel ermordet - noch am Tag seiner Ankunft, am 27. September 1940, im Alter von nur zehn Jahren.

Der Stolperstein erinnert an das Leid, das ihm zugefügt wurde, und an seine Ermordung."

 

Ein Faltblatt des Hauses kirchlicher Dienste erinnert an das Leben Hermann Federmanns und erläutert den Stolperstein. Es steht in der Info-Box am Rand mit weiteren Hinweisen zum Download bereit.