Protest gegen Rechtsextremismus

Nachricht 17. Juli 2013

Bürger aus Bad Nenndorf stricken gegen Rechts / Ökumenischer Gottesdienst geplant

Bad Nenndorf/Hannover (epd). Mit Stricken und Häkeln protestieren Bürger aus Bad Nenndorf bei Hannover gegen einen geplanten "Trauermarsch" von Neonazis. Nach Art des "Urban Knitting" umstricken sie Bäume, Laternen oder Straßenpoller mit bunten Wollkleidern, sagte Birgit Kramp vom Bündnis "Bad Nenndorf ist bunt" am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Rechtsextremen sollten so am 3. August mit einem bunten Stadtbild empfangen werden. "Das ist ein Zeichen, das Bad Nenndorf ein Ort der Vielfalt ist."

Die Neonazis rufen bereits seit Jahren zu "Trauermärschen" zum "Wincklerbad" in der Kurstadt auf. In dem Gebäude, das heute von der Kurverwaltung genutzt wird, befand sich von 1945 bis 1947 ein britisches Militärgefängnis für Nazis. Die Polizei rechnet nach eigenen Angaben wie im Vorjahr mit rund 500 Rechtsextremen. Das Bürgerbündnis hat zu einer Gegendemonstration aufgerufen und erwartet dazu rund 1.500 Teilnehmer.

Kramp zufolge stricken und häkeln viele Bürger seit Jahresbeginn für die Gegendemonstration. Jeden Freitag trifft sich ein Strick-, Häkel- und Bastelkreis. Ein örtliches Handarbeitsgeschäft nimmt fertige Stücke entgegen. Dort liegt auch ein Plan aus, auf dem sich Interessierte ein öffentliches Objekt auf der Marschroute der Neonazis aussuchen können, das sie umstricken wollen. Viele Bürger wollten auch Gegenstände auf ihrem Privatgelände bestricken.

Für Bäume, Pfähle oder Zäune vergibt ein Initiativkreis regelrechte "Patenschaften". Im vergangenen Jahr beteiligten sich 2.000 Menschen an der Aktion. An einer Schule strickten Schüler, Lehrer, Eltern und Großeltern. Am Tag vor dem Aufmarsch der Rechten sollen die Bahnhofstraße sowie der Umkreis des Wincklerbades bunt dekoriert werden.

"Wir setzen den braunen Fahnen und dumpfen Trommelschlägen die bunte Vielfalt entgegen", sagte der Vorsitzende des Bürgerbündnisses, Jürgen Uebel. "Wir zeigen damit, dass wir ihnen ihre heuchlerische Trauer nicht abnehmen." Für viele Bad Nenndorfer sei dies eine Möglichkeit, sich an den Protesten zu beteiligen, auch wenn sie bei der spannungsgeladenen Gegendemonstration unter Aufsicht der Polizei selbst nicht mitmachen wollten.

Zu einer Menschenkette am Vorabend der Demonstration erwartet das Bürgerbündnis rund 500 bis 600 Menschen. In einem ökumenischen Gottesdienst anlässlich der Proteste in der evangelischen St.-Godehardi-Kirche predigt der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke aus Bückeburg.

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