Das erste Jahr als Pastorin brachte viele ungewohnte Aufgaben, aber das Zutrauen der Gemeinde half Silke Krafft in ihrer ersten Pfarrstelle
Lasfelde/Lerbach. „Die Schuhe waren sehr groß“, erinnert sich Pastorin Silke Krafft an ihren Dienstantritt in den evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Lerbach und Lasfelde. Gleichzeitig mit ihrer Ordination und Amtsübernahme als Pastorin für rund 2450 Gemeindemitglieder begannen in Lerbach 2011 der Umbau und die Renovierung des Kirchenbaus. Als Vorsitzende des Bauausschusses hatte die Pastorin auf Probe plötzlich Verantwortung für sehr große Summen und dabei doch keine Erfahrung im Baugeschäft: „Ich war bereit, ich habe mich auf die Aufgabe gefreut, aber ich hatte auch Muffensausen.“
Da hat es sehr geholfen, dass die Gemeinde der damals 33 Jahre jungen neuen Pastorin ganz offen begegnete: „Ich habe viel Rückhalt und Zutrauen erfahren.“ Bei den Sachfragen unterstützten sie das Amt für Bau- und Kunstpflege sowie der Kirchenkreis Harzer Land. Und dann galt es eben: „Reinspringen, durchkommen, lernen.“ Die Kirche in Lasfelde fand sie glücklicherweise bereits in renoviertem Zustand vor, auch ein gut ausgestattetes Gemeindehaus. Und im Pfarrhaus nebenan genießt sie die schönen Seiten des Dorflebens und hält zusammen mit der Nachbarin ein paar Hühner im Garten: „Das gibt mir die Erdung, die ich ab und zu brauche.“
Was sie an ihrem Beruf besonders liebt, ist, Menschen an den Stationen ihres Lebens zu begleiten, von der Taufe über Konfirmation und Hochzeit bis zur Beerdigung. Gerade in Trauer und Schmerz möchte sie den Menschen zeigen, dass die Kirche immer für sie da ist und dass der Glaube auch in schwärzesten Momenten Halt gibt. Und: „Ich feiere unglaublich gern Gottesdienste.“
Deshalb nahm Pastorin Silke Krafft begeistert die Idee des Posaunenchors in Lerbach auf, einen Gottesdienst im Bergwerk zu feiern. „Da gibt es einen Schacht, der ist so tief, da würde der ganze Kirchturm hineinpassen.“ Den Gottesdienst an diesem wahrlich ungewöhnlichen Ort umzusetzen, „da hat das ganze Dorf mitgemacht. Es war eine irre Erfahrung.“ In diesem Jahr soll deshalb ein Gottesdienst zur Abwechslung ganz oben stattfinden, auf einem Berg. Es gefällt der Pastorin, dass Gottesdienste zu einem Teil des Dorflebens werden, bei Zeltfesten und Jubiläen oder zu Himmelfahrt auf der Festwiese.
Musik gehört dazu, und wenn ein Organist fehlt, setzt sich die ausgebildete Chorleiterin auch selbst an die Orgel. Sonst ist sie dankbar, dass die Posaunenchöre und der Gospelchor in den Gemeinden selbstständig funktionieren und sie sich auf aktive Kirchenvorstände stützen kann: „Ich muss mich nicht überall reinhängen. Die Kirche lebt davon, dass viele mitmachen und Verantwortung übernehmen.“ Dazu trägt die Pastorin auch als Beauftragte für Lektorinnen- und Prädikantinnen bei.
Zurzeit baut die Pastorin gerade einen Geburtstags-Besuchsdienst in Lasfelde auf, zehn Ehrenamtliche haben sich schon dafür gefunden. Für ihr drittes Jahr im Amt hat Silke Krafft aber noch eine große Herausforderung vor sich: Sich auch wieder mehr Zeit für das Privatleben freizuschaufeln.