Landesbischof begrüßt Debatte um NS-Verstrickung von Ministerpräsident Kopf

Nachricht 06. Juni 2013

Hannover (epd). Der evangelische Landesbischof Ralf Meister hat die Enthüllungen um die Nazi-Vergangenheit des ersten niedersächsischen Ministerpräsidenten Hinrich Wilhelm Kopf (1893-1961) begrüßt. "Damit ist die Möglichkeit zu einer differenzierten Diskussion eröffnet, die schuldhaftes Verhalten benennt, das erlittene Leid der Opfer anerkennt und zur Aufarbeitung unserer Geschichte beiträgt", sagte er am Freitag in Hannover.

Meister lobte zugleich die Reaktion des heutigen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) auf die neue Kopf-Biografie der Autorin Teresa Nentwig. Weil hatte gesagt, Menschen seien zu herausragenden Leistungen ebenso fähig wie zu schuldhaftem Handeln. Der Landesbischof betonte, die politische Leistung Kopfs bleibe unbestritten. Meister ist auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen

Der SPD-Politiker Hinrich Wilhelm Kopf war der Gründungsvater des Landes Niedersachsen. Er führte die früheren Länder Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe zu einem Bundesland zusammen. Von 1946 bis 1955 und von 1959 bis 1961 war er Ministerpräsident. Die Biografin Nentwig deckte auf, dass Kopf Ende der 1930er Jahre Miteigentümer einer Firma war, die enteignetes jüdisches Vermögen verkaufte. Nach dem deutschen Angriff auf Polen habe er das Vermögen geflohener Polen und Juden verwaltet und sich daran bereichert.

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