Vierter Landeskirchlicher Medientag

Nachricht 11. November 2012

Osnabrück (epd). Der Hamburger Medien-Experte Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach hat die Pastoren in der evangelischen Kirche aufgefordert, über soziale Netzwerke zu kommunizieren. 50 Prozent der Erwachsenen und alle Jugendlichen seien bei Facebook, sagte der Blogger und Abteilungsleiter der Agentur "achtung!" am Montag bei einem Medientag der hannoverschen Landeskirche in Osnabrück: "Das ist die beste Arena für Mission." Landesbischof Ralf Meister zeigte sich dagegen skeptisch, ob er sein bei Amtsantritt abgemeldetes Facebook-Konto wieder aktivieren werde.

Er wolle sich nicht vom "Kommunikations-Tsunami" mitreißen lassen und Banalitäten verbreiten, sagte der evangelische Bischof. Er sei fasziniert von den Möglichkeiten sozialer Netzwerke und gleichzeitig zutiefst misstrauisch hinsichtlich der Gefahren. Es komme immer häufiger vor, dass Menschen in sozialen Netzwerken systematisch zerstört würden. Er halte deshalb zunächst eine Debatte über ethische Fragen mit Blick auf das Internet für unverzichtbar. Zudem vermisse er gerade bei Kindern eine Kommunikation von Angesicht zu Angesicht und den Sinn "für die Verzauberung beim Niederfallen von Herbstlaub".
  
Lünenbürger-Reidenbach, der auch Theologie studiert hat, widersprach dieser Wahrnehmung. Studien belegten, dass Menschen, die sich häufig in Facebook oder Twitter aufhielten, grundsätzlich kommunikative Typen seien. Es gebe bereits Pastoren, die Facebook etwa nutzten, um mit Konfirmanden im Gespräch zu bleiben. Anders seien die meisten Jugendlichen gar nicht mehr erreichbar.

Es reiche nicht aus, sich als Institution im Netz zu präsentieren, sagte der Blogger. Kommunikation sei immer auf Menschen bezogen. Deshalb müssten gerade prominente Kirchenvertreter auch persönlich im Netz präsent sein.

Die Religionswissenschaftlerin Kerstin Radde-Antweiler und der Internetbeauftragte der Evangelischen Kirche im Rheinland, Ralf Peter Reimann, plädierten dafür, Pastoren fitzumachen für soziale Netzwerke und dafür auch Geld bereitzustellen. Die Kirchen in Skandinavien oder auch England lieferten dafür gute Beispiele. 

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