Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat vor einem gesellschaftlichen Stillstand gewarnt. "Fast scheint es, als gäbe es ein paar Erstarrungen in unserer Gesellschaft, die sich in einer Mischung aus Trägheit und notwendiger Akzeptanz festgesetzt haben", sagte Meister in seiner Predigt anlässlich des Reformationstags am Mittwochabend in der Marktkirche in Hannover. Auch die evangelische Kirche müsse auf die Veränderungen in der Welt reagieren und eingefahrene Denkmuster hinterfragen.
Die Reformation habe ihren Ursprung in der Gefangenschaft einer Kircheninstitution, erinnerte der Bischof laut Redemanuskript an die Erneuerungsbewegung Martin Luthers vor fast 500 Jahren. "In einer selbstkritischen Betrachtung unserer Kirchen, müssen wir eingestehen, dass ein großer Teil unseres Einsatzes heute innerhalb unserer Institution bleibt." Im Hinblick auf das Reformationsjubiläum 2017 versuche die Kirche derzeit, den Elan jener Zeit zu aktualisieren.
Um sich auch künftig gegen Vorgaben und Zwänge zu wenden, müsse der Reformationstag vielmehr als ein Tag der Freiheit gefeiert werden, forderte Meister. Dieser Anlass könne dazu dienen, Ordnungen und gewohnte Regeln noch einmal zu testen: "Ein Freiheitstag, an dem die evangelische Kirche sich nicht feiert, sondern sich kritisch in die Selbstbetrachtung nimmt."
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