Münchner Jazzbarbetreiber setzt sich für abgeschobene Kurdin aus Hildesheim ein

Nachricht 30. Mai 2012

Von Charlotte Morgenthal (epd)

Das Internet macht's möglich: Ein Jazzbarbesitzer aus München setzt sich im weltweiten Netz für das Schicksal einer vor sieben Jahren aus Hildesheim abgeschobenen Kurdin ein. Ihr Mann und ihre Kinder leben seitdem getrennt von ihr in Deutschland.

München/Hildesheim (epd). Der Münchner Thomas Vogler sammelt im Internet Unterschriften für die Zusammenführung einer seit sieben Jahren getrennten Flüchtlingsfamilie aus Hildesheim. "Aus Zeitungsberichten habe ich über den Fall Gazale Salame erfahren und mich sehr darüber aufgeregt", berichtet der 45-jährige Betreiber einer Jazzbar dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die schwangere Salame wurde 2005 mit ihrer damals einjährigen Tochter aus dem niedersächsischen Landkreis in die Türkei abgeschoben. Sie lebt dort seitdem mit den beiden Kindern getrennt von Ehemann Ahmed Siala und den zwei älteren Töchtern, die zurückblieben.

Vogler hat den Link zur Unterzeichnung im Internet an rund 13.000 Adressen geschickt, darunter alle Abgeordneten des Bundestages und des niedersächsischen Landtags. Nächtelang hat er dafür am Computer gearbeitet. "Ich hoffe, dass die Politiker erkennen, dass es hier um menschliche Wärme geht", sagt der ehrenamtliche Aktivist.

"Jeder, dem ich diese Geschichte erzähle, findet sie einfach nur unglaublich", sagt Vogler erschüttert. Gazale Salame und Ahmed Siala waren als Kinder mit ihren Eltern vor dem Bürgerkrieg aus dem Libanon geflohen. Salame wurde die Aufenthaltserlaubnis nach 17 Jahren in Deutschland entzogen, weil sie als kleines Mädchen zeitweise in der Türkei lebte. Ihren Eltern wurde vorgeworfen, falsche Angaben gemacht zu haben.

Auch Ehemann Ahmed Siala hat keinen gesicherten Status. Ihm wurde die Aufenthaltserlaubnis 2001 entzogen. Siala wird unterstellt, dass seine aus dem Libanon kommenden Eltern bei der Einreise 1990 ihre türkische Staatsangehörigkeit verschwiegen hätten. Der Flüchtlingsrat hatte Auszüge aus einem türkischen Geburtenregister vorgelegt, um zu belegen, dass dies nicht stimmt. Siala war damals fünf Jahre alt.

Bis zum Sonntag könne im Internet die Petition unterzeichnet werden, sagte Vogler. Bisher haben mehr als 1.300 Nutzer aus ganz Deutschland das Gesuch unterschrieben. Falls sein Antrag abgelehnt werden sollte, will er die Aufmerksamkeit um die niedersächsischen Landtagswahlen 2013 für sein Anliegen nutzen.

Rund 600 Kilometer südlich von Hildesheim plant Vogler am Montag in München einen musikalischen Benefizabend zugunsten der Familie. "Meine Gäste sind es bereits gewohnt, für gute Zwecke zu spenden", erzählt er. Im Frühjahr setzte er sich so für die Familien zweier Opfer von Rechtsextremisten in München ein. Das Geld der jetzigen Aktion möchte er Salame in die Türkei schicken, wo sie unter äußerst beengten Umständen lebt. Es reiche ihm nicht, nur mit Unterschriften Unterstützung zu leisten.

Seit der Abschiebung vor sieben Jahren setzt sich auch ein Unterstützerbündnis in Hildesheim mit Gerichtsverfahren und Demonstrationen für die Rückkehr Salames ein. Bisher ohne Erfolg. Erst kürzlich lehnte das Auswärtige Amt einen Antrag auf ein Besuchervisum der Kurdin ab.

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