Kirche will islamistischer Koran-Verteilaktion mit Aufklärung begegnen

Nachricht 10. April 2012

Hannover (epd). Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers will der Koran-Verteilaktion islamistischer Missionare in Deutschland durch Aufklärung begegnen. Gefragt sei "Aufklärung darüber, welche radikalislamische, ja extremistische Idee hinter dieser Aktion steht", schreibt der Geistliche Vizepräsident Arend de Vries in einem Beitrag für die "Evangelische Zeitung".

Eine Gruppe islamistischer Salafisten hatte angekündigt, 25 Millionen Koran-Exemplare kostenlos in Deutschland, Österreich und der Schweiz verteilen zu wollen. Jeder Haushalt soll einen Koran erhalten. Deutschland solle zum Islam bekehrt vor der ewigen Verlorenheit gerettet werden.

De Vries forderte, neben der Aufklärung über den Islamismus müsse Bildungsarbeit in Schule, Jugendarbeit und Konfirmandenunterricht stehen. Sie ziele zuerst auf das Verstehen des eigenen Glaubens und schaffe dadurch die Fähigkeit, sich mit anderen Religionen und Weltanschauungen auseinanderzusetzen.

Auch in Niedersachsen haben die vom Verfassungsschutz beobachteten Salafisten damit begonnen, in Fußgängerzonen Koran-Exemplare an Nicht-Muslime zu verteilen. So gab es Koran-Stände in Hannover, Osnabrück, Wilhelmshaven, Salzgitter und anderen Städten. Viele Salafisten leben im Raum Braunschweig. Der dortige Verein "Einladung zum Paradies" verlegte seinen Sitz allerdings vor zwei Jahren nach Nordrhein-Westfalen.

Hinter der Verteilaktion steht der Kölner Geschäftsmann und Prediger Ibrahim Abu Nagie, ein Muslim mit palästinensischen Wurzeln, der zu den führenden Köpfen der Salafisten in Deutschland zählt. Er ist von der Kölner Staatsanwaltschaft wegen öffentlicher Anstiftung zu Straftaten und Störung des religiösen Friedens angeklagt.

Der Begriff "Salafismus" kommt aus dem Arabischen und bedeutet "die frommen Altvorderen" (as-salaf as salih). Er ist geprägt von stark intoleranten Zügen gegenüber anderen Religionen. Salafisten verstehen sich als die einzig wahre Gemeinschaft der Gläubigen, da ihrer Auffassung nach nur sie den Islam, wie Gott ihn vorgeschrieben hat, leben. Daher zählen auch alle nicht-salafistischen Muslime zu den Ungläubigen.

  • Das Stichwort: Salafismus

Hannover (epd). Der Begriff "Salafismus" kommt aus dem Arabischen und bedeutet "die frommen Altvorderen" (as-salaf as salih). Salafisten predigen einen Islam, der sich eng am Wortlaut des Koran und den Überlieferungen aus dem Leben des Propheten (Sunna) sowie seiner frühen frommen Gefährten orientiert. In der Rückbesinnung auf die ersten drei Generationen wollen die Salafisten den ursprünglichen Islam bewahren und leben.

Entstanden ist der Salafismus im 19. Jahrhundert in Ägypten. Er ist geprägt von stark intoleranten Zügen gegenüber anderen Religionen und Religionsgemeinschaften. Salafisten verstehen sich als die einzig wahre Gemeinschaft der Gläubigen, da ihrer Auffassung nach nur sie den Islam, wie Gott ihn vorgeschrieben hat, leben. Daher zählen auch alle nicht-salafistischen Muslime zu den Ungläubigen.

Die salafistische Glaubenspraxis umfasst auch Kleidungsvorschriften oder eine spezielle Zahnputztechnik mit einem Holzstock. Viele Salafisten tragen weite Gewänder, lange Bärte und Kopfbedeckungen. Der Salafismus bietet seinen Anhängern ein Schwarz-Weiß-Werteschema an. Demokratie oder Gleichberechtigung werden als "unislamisch" abgelehnt. Einige Salafisten gelten zudem als gewaltbereit und befürworten den Dschihad, den "Heiligen Krieg", um einen Gottesstaat zu errichten.

In Deutschland werden die Anhänger des Salafismus heute auf 3.000 bis 5.000 geschätzt. Salafistische Vereine wie "Einladung zum Paradies", zu dem auch der radikal-islamische Prediger Pierre Vogel gehört, werden vom Verfassungsschutz beobachtet. Nach dessen Erkenntnissen hatte auch der Attentäter des Terroranschlags am Frankfurter Flughafen vom März 2011 Kontakte zu salafistischen Seiten im Internet.

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