Islamischer Religionsunterricht in Niedersachsen rückt näher

Nachricht 27. Januar 2012

Hannover (epd/red). In Niedersachsen steht die Einführung des islamischen Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach nahe bevor. Erstmals tagte am Freitag in Hannover ein Beirat aus den Islamverbänden DITIB und Schura, der Ansprechpartner für das Kultusministerium ist. "Mit der Gründung des gemeinsamen Beirats ist der Weg für das neue Fach 'Islamische Religion' in Niedersachsen geebnet", sagte Kultusminister Bernd Althusmann (CDU). Die hannoversche Landeskirche begrüße das nachdrücklich, sagte Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track dem epd. Gäfgen-Track leitet die Abteilung Bildung, Schule, Kinder und Jugend im Landeskirchenamt.

In Niedersachsen gibt es nach Angaben des Ministeriums rund 49.000 Schülerinnen und Schüler islamischen Glaubens. Der Religionsunterricht soll vom Schuljahr 2013/14 an stufenweise zunächst an Grundschulen und ein Jahr später für die Klassen 5 bis 10 eingeführt werden. Bereits seit 2003 läuft ein Modellversuch an mittlerweile 43 Grundschulen.

Der Unterricht werde auf Basis des Grundgesetzes in deutscher Sprache mit in Deutschland ausgebildeten Lehrer erteilt, sagte Althusmann. "Das Land Niedersachsen will in unseren Schulen damit einen Beitrag zur Integration und zur religiösen Bildung leisten." Gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen ist Niedersachsen bundesweit Vorreiter bei der Einführung des Unterrichts als reguläres Schulfach.

Die evangelische Kirche habe bereits den Modellversuch unterstützt, sagte Gäfgen-Track. Sie plane, auch in der evangelischen Integrierten Gesamtschule (IGS) in Wunstorf bei Hannover, den Unterricht anzubieten. "Jedes Kind hat ein Recht auf eine religiöse Erziehung", betonte die Theologin. "Der Staat kann das allein nicht leisten, sondern nur zusammen mit den Religionsgemeinschaften." Wichtig für einen historisch-kritischen Unterricht sei, dass die Lehrer an einer Universität ausgebildet werden sollen. Dies werde den Dialog zwischen den Religionen befördern.

Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums ist auch die Gründung eines Institutes für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück auf der Zielgraden. Dort sollen unter anderen auch Religionslehrer ausgebildet werden. Das bundesweit erste Zentrum für Islamische Theologie ist vor knapp zwei Wochen in Tübingen eröffnet worden.

Die muslimischen Verbände DITIB und Schura haben im vergangenen Sommer nach zwischenzeitlichen Streitereien eine Vereinbarung zur Bildung des Beirates unterzeichnet. Dieser Beirat ist nach Angaben des Ministeriums rechtlich nötig, um den Religionsunterricht einzuführen. Anders als etwa bei den christlichen Kirchen fehlt bislang in Deutschland seitens des Islam eine für alle Muslime sprechende Autorität.

Der Verband DITIB vertritt die türkischstämmigen Muslime in Niedersachsen. Die Schura repräsentiert zahlreiche weitere Moscheegemeinden, unter ihnen Sunniten und Schiiten.

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