Europäisches Zentrum für Jüdische Musik bezieht historische Villa

Nachricht 15. Januar 2012

Hannover (epd). Das Europäische Zentrum für Jüdische Musik in Hannover eröffnet an diesem Dienstag seine neuen Räume in der historischen "Villa Seligmann". Zu der Feier werden unter anderem Bundespräsident Christian Wulff und Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) erwartet, teilte das Zentrum mit. Der Direktor des Zentrums, Professor Andor Izsak, forscht seit Jahrzehnten weltweit nach verschollenen Tonaufnahmen und Noten aus den im Nationalsozialismus zerstörten Synagogen. In der "Villa Seligmann" will er die Werke künftig den Zeitgenossen nahebringen.

Die Anfang des 20. Jahrhunderts im neubarocken Stil erbaute Villa war der Wohnsitz des jüdischen Industriellen und früheren Continental-Direktors Siegmund Seligmann (1853-1925). Sie wurde seit 2008 für einen Millionenbetrag umfassend restauriert und in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Die Restauratoren legten unter anderem ein Fresko frei und entdeckten wertvolle Tapeten und Stoffbespannungen, die so weit wie möglich rekonstruiert wurden. Zuvor war in dem Gebäude die Musikschule Hannover untergebracht.

Das Geld für den Kauf und die Restaurierung stammt in erster Linie aus Spenden der privaten Wirtschaft. Die Continental AG steuerte ebenso Zuschüsse bei wie der Drogerie-Unternehmer Dirk Rossmann, der Madsack-Zeitungsverlag, der Hörgeräte-Unternehmer Martin Kind oder die Stiftung Stahlwerke Georgsmarienhütte. Eine sechsstellige Summe kam vom Bund und vom Land Niedersachsen. "Jeder hat verstanden, dass ein Repräsentant des großbürgerlichen Judentums und die Musik der Synagoge zueinander passen", sagte Izsak.

Die Villa soll künftig als Begegnungsstätte für Konzerte, Vorträge und Ausstellungen dienen. Zugleich soll die synagogale jüdische Musik weiter erforscht werden. Zu diesem Zweck sind eine wissenschaftliche Bibliothek und ein Archiv in dem Gebäude untergebracht. Das Europäische Zentrum für Jüdische Musik wurde 1988 in Augsburg von Professor Izsak gegründet. 1992 zog es nach Hannover um und wurde Teil der Hochschule für Musik und Theater.

Am Sonntagabend überbrachte bereits der Oberrabbiner des Staates Israel, Yona Metzger, bei einem Besuch in der Villa persönlich seine Glückwünsche. Er kam zur Einführung des Hamburger Landesrabbiners nach Deutschland, kann aber an der Feier am Dienstag nicht teilnehmen.

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