Genf (LWB) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat die zunehmende Gewalt gegen BürgerInnen und Gebetsstätten in Nigeria scharf verurteilt und seine grosse Sorge zum Ausdruck gebracht, dass solche Anschläge das Zusammenleben der Gemeinschaften und die Religionsfreiheit untergrüben.
„Diese abscheulichen Taten müssen von Angehörigen aller Religionen sowie von zivilgesellschaftlichen Organisationen und politischen Gruppen abgelehnt werden“, sagte LWB-Generalsekretär Pfarrer Martin Junge in einer Erklärung vom 11. Januar aus Genf.
Laut Medienberichten sind seit Weihnachten Dutzende Menschen Anschlägen zum Opfer gefallen, die der islamistischen Gruppierung Boko Haram zugeschrieben werden. Von mindestens einem Vergeltungsschlag wurde ebenfalls berichtet. Die Regierung hat über die betroffenen Regionen, vor allem in den nördlichen Teilen des Landes, den Ausnahmezustand verhängt. Die jüngsten Morde gefährdeten den Frieden und die Sicherheit in Nigeria und untergrüben ernsthaft das friedliche Zusammenleben, das über lange Zeit hinweg durch den Aufbau von Beziehungen und tägliche Interaktion erarbeitet worden sei, so Junge.
„Dem sinnlosen Töten und der Zerstörung von Menschenleben und Eigentum muss Einhalt geboten werden. Bomben und Schusswaffen können weder eine harmonische Gesellschaft noch ein friedliches Zusammenleben herbeiführen. Angst und Misstrauen führen zur Selbstzerstörung jeder Gemeinschaft“, erklärte Junge.
Der LWB-Generalsekretär sprach denjenigen, die Familienangehörigen verloren haben, sein Beileid aus und versicherte sie seiner Gebete. Gleichzeitig drängte er die Regierung sowie religiöse und traditionelle Führungspersonen, Frieden und Gerechtigkeit zu gewährleisten, um die örtlichen Gemeinschaften und das Land Nigeria zu stabilisieren.
Des Weiteren forderte er politische und religiöse Führungspersonen auf, zusammenzuarbeiten, um Brücken der Versöhnung zu bauen und eine Atmosphäre des Vertrauens zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Nigeria zu schaffen. Gleichzeitig lobte er die Geistlichen, die gewalttätige Vergeltungsmassnahmen nach den Anschlägen abgelehnt hatten und sich stattdessen für Dialog und Zusammenarbeit eingesetzt hatten.
Junge rief muslimische und christliche VertreterInnen auf, „sich ihrer Verantwortung zu stellen und eine angemessene Auslegung ihrer jeweiligen heiligen Texte sicherzustellen, so dass der Missbrauch von heiligen Texte zur Rechtfertigung von Mord und Vernichtung von Menschenleben und Eigentum aufhört“.
Er forderte ausserdem die LWB-Mitgliedskirchen weltweit auf, für die Lutherische Kirche Nigerias und die Lutherische Kirche Christi in Nigeria zu beten und sie in ihrer weiteren Arbeit für ein friedliches Zusammenleben mit ihren Nächsten zu unterstützen.
Der Generalsekretär des LWB schloss mit dem Plädoyer des Apostel Paulus in seinem Brief an die Hebräer (12,14): „Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird.“
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Der LWB ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegründet, zählt er inzwischen 145 Mitgliedskirchen, denen rund 70 Millionen ChristInnen in 79 Ländern weltweit angehören. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. ökumenische und interreligiöse Beziehungen, Theologie, humanitäre Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit. Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz).