Neues Buch würdigt 40 Jahre Kirchen-Konföderation

Nachricht 14. Dezember 2011

Hannover (epd). Politiker und Kirchenvertreter blicken in einem neuen Buch auf die 40-jährige Geschichte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen zurück. "Aus Sicht der Landesregierung sind es vier Jahrzehnte intensiver, vertrauensvoller und erfolgreicher Zusammenarbeit", schreibt Ministerpräsident David McAllister (CDU). Weitere Beiträge stammen unter anderem vom Fraktionsvorsitzenden der SPD im Landtag, Stefan Schostok, und vom Wolfsburger Oberbürgermeister Rolf Schnellecke (CDU).

Die evangelischen Landeskirchen von Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe sowie die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz in Leer hatten sich 1971 zu der Konföderation zusammengeschlossen, um ihre Interessen gegenüber dem Land besser zu vertreten und gemeinsame Aufgaben besser wahrzunehmen. Sie folgten damit einem Impuls aus der Politik: 1946 formte sich unter der Aufsicht der Briten das Land Niedersachsen aus den ehemaligen Ländern Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe.

Seit zwei Jahren diskutieren die Kirchen intensiv darüber, ob sie sich ähnlich wie das Bundesland zu einer gemeinsamen Evangelischen Kirche in Niedersachsen vereinigen oder zumindest enger zusammenarbeiten sollen. Ein erster Vorstoß des Ratsvorsitzenden der Konföderation, des braunschweigischen Landesbischofs Friedrich Weber, war 2009 am Votum der kleineren Kirchen gescheitert, die eigenständig bleiben wollten.

Bislang arbeiten die Kirchen in der Erwachsenenbildung, Publizistik und Polizeiseelsorge sowie in rechtlichen und politischen Fragen zusammen. Der scheidende Ratsvorsitzende Weber schreibt als Mitherausgeber im Vorwort des Buches, die Konföderation habe "Potenzial zur Fortentwicklung". Allerdings müsse der Zusammenhang von "Eigenständigkeit und Kooperation" bedacht werden.

Der künftige Ratsvorsitzende, Landesbischof Ralf Meister aus Hannover, erklärt im Schlusswort, 65 Jahre nach der Gründung des Landes Niedersachsen sei es sinnvoll, die Konföderation "konsequent und mit den Erfahrungen anderer Fusionierungen weiterzuentwickeln". Die hannoversche Landeskirche umfasst als weitaus größte der fünf Kirchen etwa drei Viertel Niedersachsens.

Das Buch aus dem Lutherischen Verlagshaus in Hannover gibt einen Überblick über die Arbeitsfelder der Konföderation und stellt die fünf Kirchen näher vor. Ministerpräsident McAllister nennt als Beispiele für das Zusammenwirken von Kirche und Bundesland den Religionsunterricht an Schulen, den Schutz von Sonn- und Feiertagen sowie das Flüchtlingsrecht. Hier habe das gemeinsame Ringen um gute Lösungen zu allseitig anerkannten Ergebnissen geführt.

SPD-Fraktionschef Schostok schreibt, die evangelische Kirche habe sich in den vergangenen Jahren immer wieder konstruktiv-kritisch in die politischen Debatten des Landes eingebracht. Die Konföderation lege häufig "den Finger in schmerzhafte Wunden" der Gesellschaft und sei für die Sozialdemokraten ein wichtiger Ansprechpartner.

Info:
Friedrich Weber/Hans Otte: Eigenständig und kooperativ - Evangelisch in Niedersachsen, Lutherisches Verlagshaus Hannover 2011, 208 Seiten, 29,95 EUR

Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen

 

Stichwort: Konföderation

Hannover (epd). Die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen entstand 1971. Zu ihr gehören die vier evangelisch-lutherischen Landeskirchen Braunschweig (rund 380.000 Mitglieder), Hannover (knapp 3 Millionen), Oldenburg (447.000) und Schaumburg-Lippe (61.000) sowie die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz in Leer (188.000). Die fünf Kirchen haben sich zusammengeschlossen, um ihre Interessen gegenüber dem Land Niedersachsen gemeinsam zu vertreten und Gemeinschaftsaufgaben wahrzunehmen. Derzeit wird diskutiert, ob und wie die Kirchen in Zukunft noch verbindlicher zusammenarbeiten können.

Als eigene Organe hat die Konföderation eine Synode mit einer Amtszeit von sechs Jahren, in der die Mitgliedskirchen entsprechend ihrer Größe mit insgesamt 48 Kirchenparlamentariern vertreten sind. Außerdem gehören ein Rat, in dem jeweils ein leitender Theologe einer der Mitgliedskirchen den Vorsitz führt, und eine Geschäftsstelle in Hannover dazu. Vorsitzender ist zurzeit der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber. Ab 1. Januar 2012 wird Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, das Amt übernehmen.