(Von Klaus Burkhardt) Vor 72 Jahren überfiel die Deutsche Wehrmacht am 1. September 1939 Polen und löste so in der Folge die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts aus.
Von 1950 bis in die späten 1970er Jahren fanden am Tag des Überfalls bundesweite Protest- und Gedenkveranstaltungen statt. Die „Antikriegstage“ des DGB und der Friedensbewegung setzen diese Tradition bis heute fort. Auch die alljährlich stattfindenden kirchliche „Friedensdekade“ und die „Ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt“ (2001 – 2010) sind ohne das kategorische Nachkriegsvotum der Kirchen „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein!“ nicht zu verstehen.
Gleichzeitig aber wächst seit Jahren schon der deutsche Anteil am Rüstungsmarkt und der damit verbundene Rüstungsexport in immer neue Rekordhöhen. U-Boote und Kriegsschiffe, Kampfjets und Militärhubschrauber, Panzer und Raketenwerfer, Sturmgewehre und Maschinenpistolen, Lizenzen zur Waffenproduktion und ganze Rüstungsfabriken werden weltweit ausgeliefert. Zu den Empfängern zählen auch Diktaturen und autoritäre Regime in Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa, die die Menschenrechte mit Füßen treten. Der jüngste Fall der in Libyen aufgetauchten G-36 Gewehre aus der Prouktion von Heckler & Koch ist nur ein unrühmliches Beispiel. Deutschland ist inzwischen der drittgrößte Rüstungsexporteur weltweit. Rüstungsexporte sind für die Unternehmen äußerst profitabel, Arbeitsplätze werden dadurch jedoch kaum gesichert. Nur 0,2 Prozent der Beschäftigten arbeiten in der Rüstungsindustrie.
Seit nunmehr 12 Jahren wird diese Entwicklung in den Rüstungsexportberichten der Gemeinsamen Kommission Kirche und Gesellschaft kritisch analysiert und die Einhaltung der von der Bundesregierung selbst gesetzten strengen Exportrichtlinien eingefordert.
Viele Kirchengemeinden und Enzelpersonen in den Mitgliedskirchen der EKD unterstützen die Kampagne „Aktion Aufschrei“, die ein Ende des Rüstungsexports fordert.
Internet: www3.gkke.org, www.aufschrei-waffenhandel.de, www.gewaltueberwinden.org
Kontakt: Pastor Klaus Burckhardt, Beauftragter für Friedensarbeit, Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Tel. 0511/1241-560, burckhardt@kirchliche-dienste.de
1.9.2011