Letzte restaurierte Schnitger-Orgel neu eingeweiht - Landessuperintendent Brandy: für die ganze Kirche und kulturelle Welt von Bedeutung

Nachricht 28. August 2011

Hollern-Twielenfleth/Leer (epd). Deutschlands letzte restaurierte historische Schnitger-Orgel in Hollern bei Hamburg ist am Sonntag nach über einjähriger Sanierung neu eingeweiht worden. Das mehr als 300 Jahre alte Instrument steht in der der St.-Mauritius-Kirche im Alten Land. Es wurde mit einem Kostenaufwand von etwa 600.000 Euro in seinen Originalzustand zurückversetzt. Die Orgel sei nicht nur für die Region, sondern für die ganze Kirche und die kulturelle Welt von Bedeutung, sagte der Stader Regionalbischof Hans Christian Brandy im Festgottesdienst.

Die Orgel ist Ende des 17. Jahrhunderts in der Werkstatt von Arp Schnitger (1648-1719) entstanden, der zu den berühmtesten Orgelbauern des Barock zählt. Brandy erinnerte an die bedeutende Musikkultur, die sich damals zwischen Elbe und Weser herausbildete. Sie sei für ganz Deutschland maßgeblich und prägend gewesen. So habe Schnitger in der Region weitere Orgeln gebaut. "Darauf können wir stolz sein, und dieses große Erbe pflegen wir dankbar."

Möglich wurde die Restaurierung durch eine Bürgerinitiative: 2001 gründeten Freunde der Orgel einen Verein, um das wertvolle Instrument vor dem Verfall zu retten. Verschiedene Stiftungen, die hannoversche Landeskirche, die Klosterkammer Hannover sowie Unternehmen und viele Privatspender unterstützten das Vorhaben.

Um die Arbeiten durch die renommierte Orgelbauwerkstatt Ahrend in Leer bezahlen zu können, wurden unter anderem Konzerte und Feste organisiert und "Orgelwein" und alte Orgelpfeifen verkauft. Brandy zufolge sei zu spüren gewesen: "Das hat neben viel Arbeit auch Spaß gemacht, und das hat vor allem ganz viele Menschen im Dorf und in der Gemeinde zusammengeführt."

Arp Schnitger erwies sich in seinem Handwerk schon im Barock geradezu als "Global Player": Instrumente aus seiner Werkstatt gingen nicht nur in die Hansestädte und die Herzogtümer des Nordens. Als preußischer Hoforgelbauer belieferte er auch Berlin, daneben die Niederlande, England, Russland, Spanien, Portugal und sogar Brasilien. Weltweit gibt es nach Angaben der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Bonn noch 30 erhaltene Schnitger-Orgel, 14 davon stehen in Deutschland.

Internet: www.kirche-altes-land.de; www.orgelakademie.de

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28.8.2011