Hannover (epd). Die evangelische Schuldezernentin Kerstin Gäfgen-Track plädiert für islamischen Religionsunterricht an niedersächsischen Schulen. "Das muss etwas werden, wenn die Integration hier gelingen soll", sagte die hannoversche Oberlandeskirchenrätin am Freitag in Hannover. Das Land plant, den Unterricht flächendeckend einzuführen.
Eine Vereinbarung mit den islamischen Verbänden DiTiB und Schura ist nach Angaben des Kultusministeriums nach zwischenzeitlichen Streitereien mittlerweile unterzeichnet. Noch fehlten jedoch Lehrkräfte. Wichtig sei, dass der Unterricht in deutscher Sprache und von in Deutschland ausgebildeten Lehrer erteilt werde, erläuterte Gäfgen-Track.
Das Land sei dabei auf dem richtigen Weg, ergänzte die leitende Theologin. Der Unterricht dürfe nicht allein den Koranschulen überlassen werden. Vielmehr müssten Muslime innerhalb der deutschen Gesellschaft über ihren Glauben sprachfähig werden.
Gäfgen-Track kündigte an, dass Niedersachsens erste evangelische Integrierte Gesamtschule (IGS) ab Februar auch islamischen Religionsunterricht anbieten wolle. Die Schule wird an diesem Sonnabend von Landesbischof Ralf Meister in Wunstorf bei Hannover eröffnet. Sie will mit der Universität Osnabrück kooperieren, die islamische Religionslehrer ausbildet.
Die Bevollmächtigte für Schulangelegenheiten der niedersächsischen Kirchen kritisierte, dass der evangelische Religionsunterricht an den niedersächsischen Schulen häufig ausfalle, obwohl es sich um ein Pflichtfach handle. So werde an den Berufsbildenden Schulen nur rund jede zweite Religionsstunde tatsächlich erteilt.
Bei anderen weiterführenden Schulen täusche die Statistik über die Realität hinweg. In den Zahlen werde Religion gemeinsam mit dem Fach "Werte und Normen" ausgewiesen. Dann liege die Unterrichtsversorgung bei über 90 Prozent. Manchmal habe der Religionsunterricht daran aber nur einen kleinen Anteil. "Man hat da etwas für sich erfunden, was es nach dem Schulgesetz nicht gibt."
Es sei jedoch für das gesellschaftliche Zusammenleben wichtig, dass Menschen über ihre eigene und über fremde Religionen Bescheid wüssten, unterstrich Gäfgen-Track. Das habe nicht zuletzt die Debatte nach den Anschlägen von Norwegen gezeigt.
Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
19.8.2011