Hannover (epd). In Hannover entsteht zurzeit ein bundesweites Zentrum für die rund 4.500 sefardisch-bucharischen Juden in Deutschland. Ende Juli kaufte die hannoversche bucharische Gemeinde nach eigenen Angaben für rund 550.000 Euro die ehemalige evangelische Maria-Magdalenen-Kirche im Stadtteil Ricklingen. Sie wurde vor zwei Jahren entwidmet. Die Gesamtkosten inklusive Sanierung beliefen sich voraussichtlich auf eine Million Euro, sagte der Sprecher der hannoverschen Gemeinde, Michael Krebs, am Mittwoch dem epd.
Etwa 250.000 Euro steuerten die Familien als Eigenleistung bei. Die hannoversche Gemeinde ist mit rund 300 Mitgliedern die größte in Deutschland. Auch der niedersächsische Landesverband der Jüdischen Gemeinden und der Zentralrat der Juden in Deutschland unterstützten das Projekt, ergänzte Krebs.
In dem rund 1.000 Quadratmeter großen Gemeindezentrum sollen unter anderem ein Jugendzentrum und ein Kindergarten entstehen. Außerdem seien eine Sonntagsschule, Sprach- und Integrationskurse, ein Frauencafé sowie Angebote für ältere Menschen geplant.
Die bucharischen Juden, deren Geschichte ihrem Selbstverständnis nach bis ins Jahr 586 vor Christus zurückreicht, stammen aus dem asiatischen Teil der ehemaligen Sowjetunion. Buchara ist das heutige Usbekistan. Sie sehen sich als eine Gruppe mit Großfamilien, die sich an die hebräische Bibel, die Tora, mit ihren Regeln gebunden fühlt.
"Wir haben unsere eigenständigen Gebräuche und Traditionen unserer Vorväter und -Mütter bewahrt", sagte Krebs. "Und das, obwohl wir immer in der Umgebung anderer Völker gelebt haben und unter ihnen in der Minderheit waren - auch ungeachtet immer wiederkehrender furchtbarer Verfolgung und Unterdrückung."
Die ehemalige evangelische Maria-Magdalenen-Kirche wurde 1962 gebaut. Sie hatte zum Schluss noch 1.500 Gemeindemitglieder und wurde 2009 wegen der angespannten finanziellen Lage der hannoverschen Landeskirche verkauft. Sie ist nach der Gustav-Adolf-Kirche bereits die zweite Kirche in Hannover, die an eine jüdische Gemeinde veräußert wurde. In der bereits 2007 aufgegebenen Gustav-Adolf-Kirche ist heute die liberale jüdische Gemeinde zu Hause.
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3.8.2011