Diakonie prüft erstmals Landeskirchen-übergreifend Fusion

Nachricht 21. Juni 2011

Bremen (epd). In Bremen und Bremerhaven reden diakonische Verbände erstmals über landeskirchliche Grenzen hinweg über eine Fusion. Im Gespräch sind der Verein für Innere Mission, der zur Bremischen Evangelischen Kirche gehört, und das Diakonische Werk in Bremerhaven, das Teil der hannoverschen Landeskirche ist. Gemeinsam könne schlagkräftiger gearbeitet werden, sagte der Vorstandssprecher des Vereins für Innere Mission, Pastor Uwe Mletzko, am Dienstag dem epd. Bei den Fusionsüberlegungen spielen offensichtlich auch finanzielle Fragen eine Rolle.

Die Diakonie ist unter anderem in der Wohnungslosen-, in der Behinderten- und in der Altenhilfe tätig. "Wir prüfen, ob eine Fusion möglich ist", bestätigte auf Anfrage die Vorsitzende des Diakonischen Werkes in Bremerhaven, Superintendentin Susanne Wendorf-von Blumröder. Bremens Landesdiakoniepfarrer Michael Schmidt begrüßte grundsätzlich Überlegungen zur Zusammenarbeit: "Kooperationen sind schon heute überall an der Tagesordnung." Zum Bremer Verein für Innere Mission zählen Mletzko zufolge etwa 650 Beschäftigte, zum Diakonischen Werk in Bremerhaven gehören mehr als 400 Mitarbeitende.

In den zurückliegenden Jahren sei die Refinanzierung sozialer Arbeit in Bremen zunehmend schwieriger geworden, kritisierte Mletzko. Die Erlöse etwa in der Behindertenhilfe und in der Altenhilfe seien "letztendlich nicht kostendeckend". So seien die Gelder beispielsweise für die Arbeit mit behinderten Menschen gekürzt worden. Gleichzeitig stiegen die Ausgaben für das Personal.

Wie Mletzko kritisierte auch Landesdiakoniepfarrer Schmidt den anhaltenden wirtschaftlichen Druck auf die soziale Arbeit im Land. "Es ist nicht möglich, auf der einen Seite tarifliche Löhne zu zahlen, wenn auf der anderen Seite die Entgelte für die Pflege alter oder behinderter Menschen gedeckelt oder sogar abgesenkt werden." Wenn man wie die Sozialdemokraten und die Grünen für faire und gerechte Löhne für die Arbeitnehmer eintrete, müsse sich das auch in entsprechend auskömmlichen Pflegesätzen widerspiegeln.

In dieser Situation solle geprüft werden, ob die Verwaltung "verschlankt" werden könne, indem frei werdende Stellen nicht mehr besetzt würden, verdeutlichte Mletzko. Wenn alle Gremien zustimmten, könne es möglicherweise zum 1. Januar 2012 einen Zusammenschluss geben. Mletzko: "Das ist ein ehrgeiziger Zeitplan - ob es dazu kommt, wissen wir noch nicht. Es gibt viele Unwägbarkeiten." Das Thema wird auf den Mitgliederversammlungen der diakonischen Verbände an diesem Dienstag und am Mittwoch in Bremen und Bremerhaven diskutiert.

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21.6.2011