(Genf) Der Lutherische Weltbund (LWB) hat die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung und die ethnischen Säuberungen, die sudanesische Regierungstruppen Berichten zufolge derzeit anwenden, bzw. durchführen, scharf verurteilt. Die lutherische Gemeinschaft forderte die internationale Gemeinschaft dringend auf, einzugreifen.
In einer öffentlichen Erklärung, die der LWB-Rat, ein Leitungsgremium der Organisation, heute beschlossen hat, fordert der LWB die internationale Gemeinschaft und insbesondere die Vereinten Nationen (UNO) und die Afrikanische Union (AU) dringend auf, „alle möglichen Massnahmen zu ergreifen, um die Feindseligkeiten zu stoppen, die Zivilbevölkerung zu schützen und humanitären HelferInnen den Zugang in alle Teile des Sudans und insbesondere in Südkordofan zu ermöglichen“.
Vor der Abstimmung über die öffentliche Erklärungen im Rahmen der derzeit in Genf (Schweiz) stattfindenden Tagung des LWB-Rates, wurde den Teilnehmenden von einer schweren humanitären Katastrophe berichtet, die sich wenige Wochen vor der für den 9. Juli geplanten Unabhängigkeit des Südsudans in der umstrittenen sudanesischen Region Südkordofan abzeichnet.
„Geschätzte 300.000 Menschen sind umlagert, von Hilfslieferungen abgeschnitten und ausserstande den Kämpfen zu entkommen. Ein Grossteil der Bevölkerung von Kadugli, der Hauptstdt des Bundesstaates Südkordofan, musste fliehen“, heisst es in Berichten, die vom Programmausschuss für Internationale Angelegenheiten und Menschenrechte des LWB-Rates zitiert werden.
Berichte von AugenzeugInnen aus Kirchenkreisen deuten darauf hin, dass Regierungstruppen von Haus zu Haus gehen, mutmassliche SympathisantInnen der Opposition herausholen und in einigen Fällen an Ort und Stelle töten. Es gibt Berichte, dass ZivilistInnen, die in der Mission der Vereinten Nationen im Sudan (United Nations Mission in Sudan, UNMIS) Zuflucht gesucht hatten, „von der Mission weg gezerrt und vor den Augen der UN-Mitarbeitenden getötet wurden“, schreibt der Programmausschuss in seinem Bericht, der von dessen Vorsitzenden, Bischof Dr. Zephania Kameeta (Evangelisch-Lutherische Kirche in der Republik Namibia), präsentiert wurde.
„Alle diese Berichte deuten auf eine erneute ethnische Säuberung durch die Regierung des Sudan hin“, erklärte der Programmausschuss den Teilnehmenden der LWB-Ratstagung. Die Gräueltaten würden in einem Gebiet direkt nördlich der Grenze zum Südsudan verübt, wo viele Menschen den Süden unterstützten, heisst es in dem Bericht weiter.
Der Rat lobte den Dienst an den Menschen, den der LWB dort seit Langem leistet, und das Zeugnis des LWB und brachte seinen Dank für die Partnerschaft des Ökumenischen Forums Sudan (SEF) und des sudanesischen Kirchenrates mit dem LWB zu Ausdruck und forderte dringend, die Bemühungen erneut zu verstärken.
Der Rat versicherte die Menschen und Kirchen im Sudan, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, der anhaltenden Gebete und der Solidarität des Rates und baten LWB-Präsident Bischof Dr. Munib A. Younan und LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge, ein Pastoralschreiben an die Kirchen im Sudan zu senden, in dem sie ihre Sorge und Solidarität zum Ausdruck bringen.
Die Ratstagung vom 9. bis 14. Juni steht unter dem Thema „Discerning Our Common Journey“ (Unseren gemeinsamen Weg erkennen).
An der diesjährigen Ratstagung nehmen insgesamt 140 Personen teil, darunter VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen, Gäste, DolmetscherInnen, akkreditierte PressevertreterInnen und Mitarbeitende des LWB. Die Tagung findet im Ökumenischen Zentrum in Genf (Schweiz) statt und steht unter dem Thema „Discerning Our Common Journey“ (Unseren gemeinsamen Weg erkennen).
Der 50 Mitglieder umfassende Rat führt zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlungen die Geschäfte des Weltbundes und tagt einmal im Jahr. Der derzeitige Rat wurde von der Elften Vollversammlung im Juli 2010 in Stuttgart (Deutschland) gewählt. Mitglieder des Rates sind neben dem LWB-Präsidenten und der LWB-Schatzmeisterin ordinierte und nicht-ordinierte VertreterInnen der verschiedenen LWB-Regionen.
Weitere Informationen zur Ratstagung 2011: http://www.lutheranworld.org/lwf/index.php/tag/council2011?lang=de
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Klaus Rieth
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14.6.2011