Hannover (epd). Mehr als 20.000 Menschen haben am Sonnabend in Niedersachsen und Bremen für einen sofortigen Ausstieg aus der Kernenergie demonstriert. "Unser Ziel muss sein: Abschalten 2011", sagte Ralf Strobach von der Bürgerinitiative Umweltschutz bei einer Kundgebung in Hannover. Dort hatten sich nach Veranstalterangaben allein rund 12.000 Menschen versammelt. Spätestens nach dem Unglück in Fukushima dürfe es nicht so sein, dass in Deutschland wieder um die Laufzeiten von Atomkraftwerken geschachert werde.
Bundesweit versammelten sich Atomkraftgegner in mehr als 20 Städten. In Niedersachsen und Bremen wurde in insgesamt fünf Städten demonstriert. Zu den Kundgebungen unter dem Motto "Atomkraft Schluss!" hatte ein Bündnis von Umweltverbänden, Anti-Atom-Initiativen, Gewerkschaften und Kirchen aufgerufen. "Unsere Chance, den Ausstieg durchzusetzen, war noch nie so groß", hieß es im Aufruf.
Vor über 4.000 Demonstranten in Bremen appellierte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Hubert Weiger, an die Politiker, nicht die Gewinne der Atomkonzerne zu sichern, sondern Schaden von den Bürgern abzuwenden. Mit Kernenergie dürfe nicht gepokert werden. Auch müsse der Ausbau von Windenergie-Anlagen weiter vorangebracht werden.
In der Universitätsstadt Göttingen wies der Physiker Rolf Bertram vor mehr als 3.000 Demonstranten auf die Verantwortung der Wissenschaft in Fragen der Kernenergie hin. "Viele ehemalige Befürworter wenden sich inzwischen von Atomkraft ab", sagte der emeritierte Professor. Statt weiter an der Atomenergie festzuhalten, sei es die Pflicht der Regierungen, ein europaweites Netz für erneuerbare Energien aufzubauen, forderte Tobias Darge von der Anti-Atom-Initiative Göttingen.
Rund 800 Demonstrierende in Wilhelmshaven machten sich nach Angaben der Initiative "Anti-Atom-Spaziergang" dafür stark, im Zuge des Atom-Moratoriums abgeschaltete Meiler nicht wieder ans Netz kommen zu lassen. Außerdem sollten die Planungen für mögliche Castor-Transporte über die Häfen von Nordenham und Wilhelmshaven gestoppt werden.
In Uelzen demonstrierten nach Veranstalterangaben rund 350 Menschen, auch mehrere Trecker reihten sich in den Zug ein. "Rund 80 Prozent aller Atommülltransporte gehen durch unseren Landkreis nach Gorleben", kritisierte Bernd Ebeling, Sprecher der Bürgerinitiative gegen Atomanlagen in Uelzen. Entscheidend sei, dass bei einem möglichst schnellen Atomausstieg keine gesetzlichen Hintertüren geschaffen würden, durch die Meiler wieder ans Netz kommen könnten.