Hannover/Bockenem (epd-Gespräch: Jan Fragel). Die Arbeit der Landwirte wird nach Ansicht des evangelischen Landwirtschaftspastors Karl-Heinz Friebe in der Öffentlichkeit zu undifferenziert wahrgenommen. Auch die aktuelle Diskussion um den Ursprung der EHEC-Erreger treffe die Landwirte pauschal, sagte Friebe am Freitag im epd-Gespräch am Randes eines Landwirtschaftstages des evangelischen Sprengels Hildesheim-Göttingen in Bockenem am Harz. Friebe ist Referent der hannoverschen Landeskirche für den Kirchlichen Dienst auf dem Lande.
"Ein Bild in Zeitung oder Fernsehen, auf dem ein Güllewagen die braune Brühe über den Bildschirm spült, zeigt dem Betrachter: Die Landwirtschaft bringt Keime in die Umwelt und mich dadurch um", sagte Friebe. Ähnliche negative Effekte auf das öffentliche Bild der Landwirtschaft hätten auch andere Skandale in den vergangenen Jahren gehabt. "Dioxin in den Eiern, davor Nikotin oder BSE - alles Fälle, die der Landwirtschaft in Niedersachsen angelastet werden", sagte Friebe. Dass aber beim Dioxin-Skandal ein Futtermittelhersteller "kriminell gehandelt" habe und nicht die Landwirte, sei nach seiner Einschätzung in der Berichterstattung zu kurz gekommen.
Friebe forderte, die Verbraucher sollten "genauer hinschauen". Sie sollten versuchen zu verstehen, wo die Lebensmittel eigentlich herkommen. "Die Landwirtschaft ist von den Bilderbuchwelten der Kinder und den romantischen Darstellungen auf Wurstverpackungen weit entfernt."
Den Landwirten riet Friebe, die Höfe zu öffnen und den Menschen zu erklären, wie sie arbeiten. "Zeigt den Menschen, wie ihr eure Tiere haltet, sonst dürft ihr euch über ein einseitiges Bild in den Medien nicht wundern." An die Medien appellierte Friebe, mehr Verantwortung zu zeigen, wenn es in Zukunft wieder einen Lebensmittelskandal gebe und "die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird."
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27.5.2011