Hann. Münden/ Kr. Göttingen (epd). Die Reformationsfürstin Elisabeth von Calenberg-Göttingen (1510 - 1558) soll in den nächsten Monaten in Hann. Münden geehrt werden. Am Sonnabend will der Landesfrauenrat den "FrauenOrt Herzogin Elisabeth" eröffnet. Mit der Initiative will der Verband nach eigenen Angaben Leben und Wirken historischer Frauenpersönlichkeiten in der Öffentlichkeit bekanntmachen. Außerdem wolle er dazu beitragen, dass Frauengeschichte und Frauenkultur einen festen Platz im Spektrum kulturhistorischer Angebote erhalten.
Die Fürstin gilt als Wegbereiterin des evangelischen Glaubens im mittleren und südlichen Niedersachsen.
Nach derzeitigem Wissensstand sei Elisabeth die einzige Frau im 16. Jahrhundert, die Kraft ihres Amtes als Regentin in ihrem Fürstentum die Reformation einführen ließ, teilt der Landesfrauenrat mit. Zur Eröffnung werde eine Gedenktafel im Hof des Welfenschlosses, in dem Elisabeth lebte und regierte, enthüllt. Bis September sollen mehrere Veranstaltungen sowie Stadtführungen an die Reformationsfürstin erinnern.
Die gebürtige Elisabeth von Brandenburg wurde 1525 als 15-Jährige mit dem 40 Jahre älteren Herzog Erich I. von Braunschweig-Lüneburg im Fürstentum Calenberg-Göttingen verheiratet. Als sich ihr Mann Jahre später wieder seiner früheren Geliebten zuwandte, ließ Elisabeth 1533 die Nebenbuhlerin als Hexe verfolgen. 1538 bekannte sie sich öffentlich zum lutherischen Glauben. Nach dem Tod ihres Mannes, der katholisch geblieben war, übernahm sie von 1540 bis 1545 die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn Erich II. 1542 ernannte sie Antonius Corvinus zum Landessuperintendenten und veröffentlichte eine evangelische Kirchen- und Klosterordnung für Calenberg-Göttingen.
Seit 2008 würdigt der Landesfrauenrat bedeutende Frauen aus Niedersachsen. Als erster wurde der "Frauenort Anita Augspurg" in Verden eröffnet, wo die Juristin und Frauenrechtlerin 1857 geboren wurde. Elisabeth von Calenberg-Göttingen ist mittlerweile die 13. Frau, die von der Initiative gewürdigt wird.
Stichwort: Reformationsfürstin Elisabeth von Calenberg
Hannover (epd). Die Welfen-Herzogin Elisabeth von Calenberg-Göttingen (1510-1558) gilt als Wegbereiterin des evangelischen Glaubens im mittleren und südlichen Niedersachsen. Sie ließ durch den lutherischen Pfarrer Antonius Corvinus (1501-1553) aus Hessen 1542 im Fürstentum Calenberg-Göttingen die Reformation einführen. Damit legte sie den Grundstein für die heutige Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers.
Mit einer Klosterordnung gab Elisabeth außerdem den entscheidenden Impuls für die Erhaltung der Klöster in der Region und sorgte dafür, dass sie bis heute getrennt vom Staatsvermögen verwaltet werden. Aus dem damals gegründeten Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds entwickelte sich die Klosterkammer Hannover als staatliche, aber kirchennahe Behörde. Diese verwaltet heute unter anderem 17 Klöster und Stifte sowie 43 evangelisch und katholisch genutzte Kirchen und Dome.
Elisabeth wurde am 24. August 1510 als Tochter des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg in Cölln im heutigen Berlin geboren. Als 15-Jährige wurde sie 1525 mit dem 40 Jahre älteren, verwitweten und kinderlosen Herzog Erich I. von Braunschweig-Lüneburg im Fürstentum Calenberg-Göttingen verheiratet. Mit ihm hatte sie vier Kinder. Weil ihr Mann sich nach Jahren wieder seiner früheren Geliebten zugewandt hatte, ließ Elisabeth 1533 die Nebenbuhlerin als Hexe verfolgen.
Durch Besuche in Wittenberg lernte sie 1534 Martin Luther kennen. 1538 bekannte sie sich öffentlich zum lutherischen Glauben. Nach dem Tod ihres Mannes, der zeitlebens katholisch geblieben war, übernahm sie von 1540 bis 1545 die Regentschaft für ihren noch unmündigen Sohn Erich II. 1542 ernannte sie Antonius Corvinus zum Landessuperintendenten und veröffentlichte eine evangelische Kirchen- und Klosterordnung für Calenberg-Göttingen. 1546 heiratete sie den thüringischen Grafen Poppo von Henneberg. Am 25. Mai 1558 starb sie in Ilmenau in Thüringen.
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24.5.2011