Lüchow (epd). Angesichts der drohenden Abschiebung einer Roma-Familie ins Kosovo fordern Flüchtlingsinitiativen und Kirchenvertreter im Landkreis Lüchow-Dannenberg einen bundesweiten Abschiebestopp für die Minderheit. Zwar habe sich der Kreistag in einer Resolution vor anderthalb Jahren dafür ausgesprochen, die Abschiebungen von Roma auszusetzen. Dennoch habe es im vergangenen Jahr zwei Abschiebungen aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg ins Kosovo gegeben, heißt es in einem Brief an den Landkreis. Am Donnerstag habe erneut ein Gespräch stattgefunden, sagte am Freitag die Theologin Heike Mahlke vom Unterstützerkreis
Mahlke zufolge hat der Landkreis die Eltern und fünf Kinder dabei aufgefordert, freiwillig auszureisen, um eine Abschiebung zu vermeiden. Die Familie lebe seit 15 Jahren in der Region, sagte der frühere Vorstand der Diakonie in Kästorf bei Gifhorn, Hartwig Drude, der ebenfalls zu den Unterstützern gehört. Die jüngeren Kinder seien in Deutschland geboren. Ein älterer Sohn sei psychisch erkrankt. "Die Mutter sieht im Kosovo für ihre Kinder keine Perspektive." Die Unterstützer haben ihr Schreiben auch an den Landtag und das Innenministerium in Niedersachsen sowie an den Bundesinnenminister und den Bundestagspräsidenten geschickt.
Zu den Unterzeichnern gehört auch der Lüchower evangelische Propst Stephan Wichert-von Holten. Er kritisierte die Flüchtlingspolitik des niedersächsischen Innenministeriums. "Man muss fragen, ob sie im Umgang mit den Roma noch zeitgemäß ist." Grundsätzlich sollte die Asylpolitik eher Chancen der Integration prüfen, als mit Argumenten für die Abschiebung zu fechten, sagte Wichert-von Holten. Die Behörden im Landkreis seien unabhängig von der Resolution des Kreistages aber an Weisungen und Gesetze gebunden. "Damit wird das Selbstbestimmungsrecht konterkariert."