Geistlicher Vizepräsident mahnt weitere Debatte über Afghanistan-Einsatz an

Nachricht 31. Dezember 2010

Nienburg (epd). Der Geistliche Vizepräsident des hannoverschen Landeskirchenamtes, Arend de Vries, hat in seiner Silvesterpredigt weitere Diskussionen über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr angemahnt. Die Debatte, die die frühere hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann vor einem Jahr angestoßen hatte, dürfe nicht verstummen, sagte de Vries am Freitag in Nienburg. Die damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland hatte durch den Satz "Nichts ist gut in Afghanistan" in einer Neujahrspredigt eine breite gesellschaftliche Diskussion über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr ausgelöst.

De Vries sagte: "Nach wie vor stellt sich die Frage, wie dieser Militäreinsatz zu rechtfertigen ist, wenn so wenig Fortschritt erkennbar ist, so wenig Frieden einkehrt, und der Vorrang der zivilen Hilfe vor dem Militäreinsatz nicht erkennbar ist." Generell warnte der leitende Theologe aus der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland vor zu großem Aktionismus und Größenwahn. Er rief zum Innehalten auf.

Der Vizepräsident blickte auf Krisen und auf Hoffnungszeichen im ausklingenden Jahr zurück. Die Weltklimakonferenz habe etwa am Ende doch noch erste Schritte im Kampf gegen den Klimawandel verabredet. Viel zu wenig sei der weitere Abbau von Atomwaffen in Ost und West öffentlich beachtet worden. Auch die Auseinandersetzungen um das Bahnprojekt "Stuttgart 21" hätten etwas bewirkt. "Es gibt in Politik und Gesellschaft ein neues Nachdenken über die Chancen und Risiken der Großprojekte." Bei der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll dürfe es keine Automatik geben, die nur auf Gorleben fixiert ist, mahnte er.

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31.12.2010