Evangelische Kirche feiert 2011 ein "Jahr der Taufe"
Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will die Taufe wieder stärker im Bewusstsein verankern. Die EKD hat das Jahr 2011 zum "Jahr der Taufe und der Freiheit" erklärt. Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen feiern das Taufjahr unter der Überschrift "Gottesgeschenk". In der hannoverschen Landeskirche beginnt das Projekt in der Osternacht am 24. April.
Geplant sei unter anderem, in jedem Kirchenkreis mindestens drei herausragende Veranstaltungen zum Thema anzubieten, sagte ein Sprecher. Das können Taufkurse für Erwachsene oder Tauffeste sein. In einem Arbeitsbuch und im Internet werden dazu Materialien angeboten.
In der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland gebe es mit regionalen Projekten bereits gute Erfahrungen, hieß es. Dazu gehörten ein großes Tauffest im Kloster Loccum 2007, ein "Jahr der Taufe" im Kirchenkreis Leine-Solling 2009 und eine Taufausstellung im Verdener Dom.
Die Gemeinden sollten eingeladen werden, ihre Arbeit unter den besonderen Aspekt der Taufe zu stellen, sagte der Geistliche Vizepräsident des hannoverschen Landeskirchenamtes, Arend de Vries: "Mit der Einladung zur Taufe sind wir eine missionarische Kirche, die nicht nur bei sich selbst bleibt, sondern sich auf den Weg zu den Menschen macht." Die Taufe ist nach Auffassung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, "das Grunddatum christlicher Freiheit schlechthin".
Internet: www.jahr-der-taufe.de, www.gottesgeschenk.info
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"Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft" - Evangelische Kirche feiert 2011 ein "Jahr der Taufe" - (aktualisierte Sendewiederholung)
Von Holger Spierig (epd)
Bielefeld/Hannover (epd). Für den Reformator Martin Luther gab es kaum ein bedeutenderes Ereignis im Leben eines Christenmenschen: "Darum ist kein größerer Trost auf Erden denn die Taufe, durch welche wir in der Gnaden und Barmherzigkeit Urteil treten", war er überzeugt. Heute registrieren die Kirchen, dass die Zahl der Taufen ebenso sinkt wie die Zahl der Geburten. Mit einem "Jahr der Taufe" geht die evangelische Kirche 2011 in die Offensive.
Die Taufe sei ein christliches Grundthema und ein kirchliches Kernangebot, sagt der Präses der westfälischen Kirche, Alfred Buß. Aber vor allem sei sie ein Geschenk Gottes: Wer getauft sei, gehöre zu Gott. Dieses "Gottesgeschenk" - so der Name der Kampagne - wolle aber auch ausgepackt werden. "Dabei wollen wir helfen", unterstreicht der leitende Theologe.
Ein getauftes Kleinkind brauche eine realistische Chance, von der Bedeutung seiner Taufe zu erfahren und sie zu nutzen, meint der Leiter des Pädagogischen Instituts der Landeskirche, Hans-Martin Lübking. Eine Kirche, die kleine Kinder taufe, stehe in der Pflicht, mit Konfirmandenarbeit und Religionsunterricht auch alles zu tun, um den Kindern die Bedeutung ihrer Taufe zu erschließen. "Wer getauft ist, gehört zu Jesus Christus", betont Lübking. Die Taufe sei also "der Beginn einer wunderbaren Freundschaft".
Während die evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen das Tauf-Jahr unter die Überschrift "Gottesgeschenk" stellen, hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) das Motto "Jahr der Taufe und der Freiheit" gewählt. Sie thematisiert die Taufe im Rahmen der Lutherdekade, die auf das Jubiläum 500 Jahre Reformation im Jahr 2017 hinweist. Den Kirchen geht es weniger um spektakuläre Großaktionen als darum, die Bedeutung der Taufe wieder stärker im Bewusstsein zu verankern.
Der Geistliche Vizepräsident des hannoverschen Landeskirchenamtes, Arend de Vries, sagt, das Jahr könne nicht verordnet werden. Die Gemeinden sollten vielmehr dazu eingeladen werden, ihre Arbeit unter diesen besonderen Aspekt des kirchlichen Lebens und Handelns zu stellen. In der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland beginnt das Projekt in der Osternacht am 24. April. Geplant ist unter anderem, in jedem Kirchenkreis mindestens drei herausragende Veranstaltungen zum Thema anzubieten. Das können Taufkurse für Erwachsene oder Tauffeste sein.
Eltern von Täuflingen sollen begleitet und Gemeinden zu einfallsreichen Angeboten ermutigt werden. Kern der Aktion sei eine bessere Venetzung der Gemeinden, erläutert Uwe Moggert-Seils von der Öffentlichkeitsarbeit der westfälischen Kirche. So könnten Erfahrungen ausgetauscht werden, etwa darüber, wie eine Gemeinde erfolgreich ein zentrales Tauffest organisiere. Vernetzen können sich die Gemeinden zudem über das Internetportal "www.gottesgeschenk.info", auf dem Hintergründe und Beispiele gelungener Aktionen zu finden sind.
Die großen Kirchen beobachten seit längerem bei den Taufen einen Abwärtstrend. Allein in der westfälischen Kirche sank die Zahl der Taufen von 1999 bis 2009 von knapp 25.000 um ein Drittel auf knapp 17.000. Eine der Hauptursachen ist der Geburtenrückgang, wie der Münsteraner Theologe Christian Grethlein betont. In Nordrhein-Westfalen ging im gleichen Zeitraum die Zahl der Geburten um fast 18 Prozent zurück.
Der Anteil der evangelisch Getauften unter den Neugeborenen in Deutschland veränderte sich laut Grethlein zwischen 1960 und 2006 nur gering. Im Jahr 1960 seien es Schätzungen zufolge rund 40 Prozent gewesen, 2006 noch 31 Prozent. Grethlein beklagt allerdings eine "Entleerung" der Taufe durch die Jahrhunderte. Heute werde die Taufe oft im regulären Gottesdienst am Sonntagmorgen eingeschoben. "Sie schrumpfte dabei nicht selten auf einen Vollzug weniger Minuten."
Es gibt aber auch Hindernisse auf dem Weg zur Taufe, denen nach Einschätzung von Präses Buß bislang zu wenig Beachtung geschenkt wurde. So ließen heute alleinerziehende evangelische Mütter ihre Kinder deutlich seltener taufen als der Durchschnitt aller evangelische Eltern. Viele hätten möglicherweise Scheu, ohne einen Partner am Taufbecken zu stehen. Auch die Kosten für Familienfeiern seien ein Hemmschuh.
Andere Eltern fänden schlicht keine Paten, von denen mindestens einer Mitglied einer Kirche sein muss. "An diesen Hindernissen darf eine Taufe nicht scheitern", mahnt Buß. Zentrale Tauffeste könnten solche Hürden überwinden.
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Das aktuelle Stichwort: Taufe
Hannover (epd). Die Taufe ist das zentrale Ritual des Christentums. Mit der Taufe ist die Aufnahme in die Kirche verbunden. Die meisten Christen werden bereits als Kinder getauft. Es gibt jedoch auch christliche Kirchen, die eine Taufe von Erwachsenen vorziehen. Die Taufe ist zudem das grundlegende Sakrament (Heilszeichen) der Christenheit. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sowie die evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen haben 2011 zum "Jahr der Taufe" ausgerufen.
Das Wasser steht als Sinnbild für die Reinigung und Erneuerung des Lebens durch Jesus Christus. Die Taufe soll zum Ausdruck bringen, dass Gott den Menschen in seinem ganzen Leben begleitet. Der Reformator Martin Luther (1483-1546) erklärte: "Die Taufe ist nicht allein schlicht Wasser, sondern sie ist das Wasser in Gottes Gebot gefasst und mit Gottes Wort verbunden." Sie "wirkt Vergebung der Sünden" und "erlöst vom Tod und Teufel".
Vollzogen wird die Taufe, indem der Geistliche den Kopf des Täuflings mit Wasser übergießt oder der ganze Körper in Wasser eingetaucht wird. Dabei wird die Formel "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" gesprochen. Das Vorbild zur Taufe gab Jesus Christus selbst, der sich nach der biblischen Überlieferung von Johannes dem Täufer im Jordan taufen ließ.
In der römisch-katholischen Kirche ist die Taufe neben dem Abendmahl oder der Eucharistie das zweite Hauptsakrament unter sieben Sakramenten. Protestanten kennen ausschließlich die beiden Sakramente Taufe und Abendmahl. Im Jahr 2007 haben die Evangelische Kirche in Deutschland, die katholische Deutsche Bischofskonferenz sowie neun weitere Kirchen die wechselseitige Anerkennung der Taufen ihrer Mitglieder in einem Dokument bekräftigt.